Literaturtipps

Tine Melzer „Alpha Bravo Charlie“

Früher einmal war Johann Trost Pilot, heute ist er pensioniert. Früher war er außerdem Ehemann, heute ist er geschieden. Dennoch ist er immer noch treu, nicht nur seiner Exfrau, sondern auch sich selbst: Er ist zuverlässig, er schwört auf Regeln und Disziplin, er hat Prinzipien und weiß, was er mag und was er sich lieber vom Leib hält. Seine Mitmenschen zum Beispiel. Als er noch Uniform trug und im Dienst war, waren sie entweder seine Passagiere oder weit unter ihm, jetzt, als frisches Mitglied einer fidelen Freizeitgesellschaft, fühlt er sich plötzlich in Bedrängnis: Selbst Nichtigkeiten wie das Schuhwerk der Nachbarn wecken seinen Ordnungssinn. Um wieder den richtigen Abstand zu den Menschen und den Dingen zu gewinnen, beginnt er eines schönen Tages um 9.17 Uhr, die Welt auf eine erträgliche Größe zu schrumpfen, und wird zum Schöpfer einer Modellbaulandschaft.

Tine Melzer erzählt in ihrem Debütroman mit hinreißender Komik von einem Menschen, der uns in seiner zuverlässigen Durchschnittlichkeit sofort ans Herz wächst. Auch weil er an etwas leidet, das uns alle betrifft: Wo ist unser Platz im Leben außerhalb des Cockpits? Wem sind wir dann zugehörig? Und was kann uns vor dem Absturz retten?

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Matthias Gruber „Die Einsamkeit der Ersten ihrer Art“

Sie ist vierzehn und wäre gerne wie andere Mädchen, vor allem schön. Doch Arielle hat kaum Haare am Kopf, mit ihren Zähnen stimmt was nicht, und obwohl Sommer ist, kann sie nicht schwitzen. Die Nachmittage verbringt sie mit ihrem Vater in den Wohnungen von Verstorbenen, um diese auszuräumen und das Brauchbare vom Müll zu trennen. Während er am Abend weggeworfene Festplatten nach Kryptogeld durchsucht, wühlt sie sich auf alten Handys durch fremde Existenzen – bis sie eines Tages auf Pauline stößt und die Fotos, die sie auf dem Telefon des unbekannten Mädchens findet, ins Internet hochlädt. Die Herzen fliegen ihr zu, auch das von Erich. Aber während ihr bald alles zu viel wird, findet ihre psychisch labile Mutter Gefallen an der ungewohnten Aufmerksamkeit und will den Kanal nutzen, um ihre ganz eigenen Träume zu verwirklichen.

Dieses Buch hisst die Fahne der Literatur auf dem Müllplatz unserer Gegenwart und ist dabei hinreißend und herzerwärmend komisch. Es hält uns den Spiegel vor und zeigt uns, wie wir eben sind: mit einem Lächeln, das echt und falsch ist, schön und hässlich zugleich.

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Doris Knecht „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“

Sie ist die Tochter, die stets unsichtbar war neben ihren braven, blonden Schwestern. Sie ist die alleinerziehende Mutter, die sich stets nach mehr Freiheit und Unterstützung sehnte. Sie ist die Überempfindliche, die stets mehr spürte als andere. Sie ist jemand, der Veränderungen hasst. Doch irgendetwas muss geschehen. Denn ihre Kinder sind im Begriff auszuziehen, und sie muss sich verkleinern, ihr altes Leben ausmisten, herausfinden, was davon sie behalten, wer sie in Zukunft sein will.
Wie ist es, wenn das Leben noch einmal neu anfängt? Doris Knechts neuer Roman ist die zutiefst menschliche und intime Selbstbefragung einer Frau, die an einem Wendepunkt steht. Sie versucht, die Wahrheit über sich selbst herauszufinden. Und zugleich weiß sie, dass ihr das niemals gelingen wird.

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Elisabeth Steinkellner „Papierklavier“

Illustriert von Anna Gusella

Maia, 16, pendelt zwischen Schule, Teilzeitjob und ihrer Rolle als Ersatzmutter für ihre jüngeren Schwestern. Als eines von drei Kindern, jedes von einem anderen Vater, wird sie schon mal schief angesehen, lässt sich aber keineswegs unterbuttern. Schnoddrig, selbstbewusst und mit zwei besten Freundinnen an ihrer Seite geht sie durchs Leben, kämpft manchmal gegen ihre eigenen Kilos, meist aber gegen zu starre Schönheitsnormen. Sie steht zu sich und hält zu ihren Freundinnen – komme, was da wolle. Und trotz vieler Verpflichtungen und mancher Niederlagen erobert sie sich mutig ein Stück vom Glück. Ihre Gefühle schreibt sie hier nieder, mit Bildern, die da einspringen, wo Maia keine Worte findet. Der Stil ist sowohl frei als auch witzig, einfühlsam und verletzlich – genau wie Maia selbst.

»Ein großartiges Buch, das Bild und Text miteinander vereint, sich für Emanzipation und Diversität einsetzt und neue Perspektiven eröffnet. Ein Appell, sich im eigenen Körper wohlzufühlen: Selten so fantastisch in der Literatur umgesetzt!« Jury Buch des Monats, Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V., 12/2020

»In ›Papierklavier‹ entwickelt die österreichische Autorin Elisabeth Steinkellner diese Coming-of-Age-Geschichte in engem Zusammenspiel mit der Illustratorin Anna Gusella als einen lebendigen Mix. In den Aufzeichnungen der heranwachsenden Protagonistin fließen Text- und Bildebenen übergangslos ineinander, kommunizieren und ergänzen sich.« Eva Christina Meier, taz, 14./15.11.2020

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Laura Freudenthaler „Arson“

»Ich muss zu überleben beginnen.« Nüchtern, ruhig und gefasst beobachtet die Frau, deren Stimme wir in Laura Freudenthalers Buch hören, wie die Dinge außer Kontrolle geraten. Die Dinge in ihrem Umfeld, in ihrem Leben, die Dinge, die eine globale Katastrophe ankündigen: Überall brennen Feuer, herrscht Dürre, macht sich Hitze breit. Die Frau, die hier erzählt, registriert es mit kalter Verzweiflung und wachsender Besessenheit. Sie sucht Zuflucht, wechselt, von Träumen getrieben, ständig ihren Wohnort, tauscht die Zudringlichkeiten der Stadt gegen die Isolation am Land und entfernt sich zunehmend von der Welt, in der man bei Abendeinladungen und Festen über Beziehungen und Psychotherapien spricht. Stattdessen findet sie einen Komplizen ihrer Obsession in einem Mann, der als Experte für Wildfeuer am meteorologischen Institut arbeitet. Er leidet unter Schlaflosigkeit, weiß aber auch, dass viereinhalb Stunden Schlaf genügen, um zu überleben. Und so wacht er über den Feuerkarten, die weltweit jeden Brand verzeichnen. Als ließe sich kontrollieren, was längst außer Kontrolle geraten ist.

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Arad Dabiri „Drama“

Der Österreichische Buchpreis 2023 – Debüt geht an Arad Dabiri für „Drama“ (Septime Verlag). Aus der Begründung der Jury: „Die jüngere österreichische Literatur ist reich an großartigem Grauen, das durch die Provinz geistert. Stadtromane aber sind selten – und Großstadtromane mangels großer Städte noch rarer. ‚Drama‘ von Arad Dabiri ist ein Großstadtroman. Wien wird zum Labyrinth – und zur zweiten Hauptdarstellerin der Erzählung. (…) ‚Drama‘ ist Drama: großes Gossentheater, eine Schmierenkomödie über Szenekaiser und Gernegroße, über deren Sprüche und die in diesen Sprüchen verborgenen Sehnsüchte, Ängste und Abgründe.“

Seht euch doch mal den ersten Bezirk an. Er schimmert, auf den ersten Blick. Die schöne Fassade. Die prächtigen Altbauten. Die engen Seitengassen. Ein historischer Kern, mit dekadenter Aura. Touristen aus aller Welt denken, er repräsentiere ganz Wien. Wohlhabende Familien, schöne Eltern mit schönen Kindern. Alle Sehenswürdigkeiten. Die grotesken Fiaker. Die überteuerten Kaffeehäuser. Die Ballsaison generell. Aus der Zeit gefallen. Junger Geist in altem Gewand. Oder vielleicht ist beides alt. Jemand anders müsste dieses Gefühl in Worte fassen. Doch seht genauer hin. Das Theater, das ist Wien. Werft Kokain in das Publikum, schüttet abgestandenes Bier nach. Raucht Restgraskrümel und liebt euch auf den ekel­haftesten Toiletten der Stadt. Geht auf im Rausch, oder geht zugrunde. Sprecht nicht mehr miteinander, blockiert eure Nummern. Zwängt euch in das kratzige Korsett. Das oberste Gebot dabei: Hasst die Intendanz, die Direktoren dieser Stadt. Und denkt bloß nicht, die exzessiven Nächte seien vorbei. Für andere vielleicht, hier jedoch nicht. Denn dadurch entsteht es, das große DRAMA. ‚Drama‘ ist Drama: großes Gossentheater, eine Schmierenkomödie über Szenekaiser und Gernegroße, über deren Sprüche und die in diesen Sprüchen verborgenen Sehnsüchte, Ängste und Abgründe.“

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Barbi Markovic „Minihorror“

In „Minihorror“ werden die ganz gewöhnlichen Albträume wahr – mit Humor, schräger Fantasie und dem Wissen um die Zerbrechlichkeit unserer Existenz.

In „Minihorror“ erzählt Barbi Marković die Geschichten von Mini und Miki und ihren Abenteuern im städtischen Alltag. Mini und Miki sind nicht von hier, aber sie bemühen sich, dazuzugehören und alles richtig zu machen. Trotzdem – oder gerade deswegen – werden sie verfolgt von Gefahren und Monstern, von Katastrophen und Schwierigkeiten. Es geht um die großen und kleinen Albträume des Mittelstands, um den Horror des perfekten Familienfrühstücks, um Mobbing am Arbeitsplatz und gescheiterten Urlaub, um den Abgrund, der sich im Alltag öffnet und nicht mehr schließen will. In „Minihorror“ setzt Barbi Marković den Angstarbeiter*innen unserer Gesellschaft ein Denkmal aus Perfidie und Mitgefühl, bei dessen Lektüre wir uns gleichermaßen ertappt und verstanden fühlen.

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Daniel Kehlmann „Lichtspiel“

Einer der Größten des Kinos, vielleicht der größte Regisseur seiner Epoche: Zur Machtergreifung dreht G. W. Pabst in Frankreich; vor den Gräueln des neuen Deutschlands flieht er nach Hollywood. Aber unter der blendenden Sonne Kaliforniens sieht der weltberühmte Regisseur mit einem Mal aus wie ein Zwerg. Nicht einmal Greta Garbo, die er unsterblich gemacht hat, kann ihm helfen. Und so findet Pabst sich, fast wie ohne eigenes Zutun, in seiner Heimat Österreich wieder, die nun Ostmark heißt. Die barbarische Natur des Regimes spürt die heimgekehrte Familie mit aller Deutlichkeit. Doch der Propagandaminister in Berlin will das Filmgenie haben, er kennt keinen Widerspruch, und er verspricht viel. Während Pabst noch glaubt, dass er dem Werben widerstehen, dass er sich keiner Diktatur als der der Kunst fügen wird, ist er schon den ersten Schritt in die rettungslose Verstrickung gegangen.

Daniel Kehlmanns Roman über Kunst und Macht, Schönheit und Barbarei ist ein Triumph. Lichtspiel zeigt, was Literatur vermag: durch Erfindung die Wahrheit hervortreten zu lassen.

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Österreichischer Buchpreis 2023

Clemens J. Setz wurde für sein Buch „Monde vor der Landung“ (Suhrkamp Verlag) mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. Der Debütpreis ging an Arad Dabiri für den Titel „Drama“ (Septime Verlag). Wir gratulieren den beiden Preisträgern recht herzlich!

Die Verleihung fand zum Auftakt der Buch Wien-Woche vor rund 200 geladenen Gästen im Wiener Kasino am Schwarzenbergplatz statt. Durch den Abend führten Dorothee Hartinger und Philipp Hauß gemeinsam mit den Studierenden des zweiten Jahrgangs Schauspiel der Musik und Kunst Privatuniversität Wien. Die musikalische Umrahmung erfolgte durch Sarah Bernhardt.

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Irene Diwak „Sag Alex, er soll nicht auf mich warten“

Von einer wahren Freundschaft in Zeiten des Krieges

München, 1941. Die zwei Studenten Hans und Alex scheint auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu verbinden – bis sie eines Tages den Wehrsport schwänzen, um über Kunst und Literatur zu diskutieren anstatt Appell zu stehen. Von da an entwickelt sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft und Hans wird gern gesehener Gast auf Alex‘ Debattierpartys. Doch ihr ständiger Alltagsbegleiter ist der Krieg. Und immer stärker brodelt in ihnen der Wunsch, ihre Stimme dagegen zu erheben. Aber ihr Vorhaben ist gefährlich. Vor allem als Hans‘ jüngere Schwester Sophie nach München zieht, die unter keinen Umständen von ihrem Plan erfahren darf …

Irene Diwiak erzählt von einer wahren Freundschaft, von der wir noch nie auf diese Weise gelesen haben. Eine Geschichte der »Weißen Rose«, die nicht von ihrem Ende handelt, sondern von ihrem ganz besonderen Anfang – ergreifend, klug und nahbar.

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Mareike Fallwickl „Die Wut, die bleibt“

Mareike Fallwickls Roman über die Last, die auf den ­Frauen ­abgeladen wird, und das Aufbegehren: ­radikal, wachrüttelnd, empowernd. Helene, Mutter von drei Kindern, steht beim Abendessen auf, geht zum Balkon und stürzt sich ohne ein Wort in den Tod. Die Familie ist im Schockzustand. Plötzlich fehlt ihnen alles, was sie bisher zusammengehalten hat: Liebe, Fürsorge, Sicherheit. Helenes beste Freundin Sarah, die ­Helene ­ihrer Familie wegen zugleich beneidet und bemitleidet hat, wird in den Strudel der ­Trauer und des Chaos gezogen. Lola, die ­älteste Tochter von Helene, sucht nach einer ­Möglichkeit, mit ihren Emotionen fertigzuwerden, und konzentriert sich auf das Gefühl, das am stärksten ist: Wut. Drei Frauen: Die eine entzieht sich dem, was das Leben einer Mutter zumutet. Die anderen beiden, die Tochter und die beste Freundin, müssen Wege finden, diese Lücke zu schließen. Ihre Schicksale verweben sich in diesem bewegenden und kämpferischen Roman darüber, was es heißt, in unserer Gesellschaft Frau zu sein.

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Rowohlt Verlag

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Sabine Gruber „Die Dauer der Liebe“

Sabine Grubers neuer Roman zeichnet das Bild einer trauernden Protagonistin in schwierigen Familienverhältnissen. „Die Dauer der Liebe“ veranschaulicht eindringlich den Kraftakt des Im-Leben-Bleiben-Müssens.

Die Übersetzerin Renata verliert jäh ihren Lebensgefährten und wird mit gänzlich unerwarteten Konflikten konfrontiert. Sie muss sich außerdem selbst ins Leben zurückkämpfen und die Frage beantworten, ob Konrad, ihr Partner, Geheimnisse vor ihr hatte? Sabine Grubers Roman Die Dauer der Liebe ist ein ergreifendes, gelegentlich zorniges und manchmal auch komisches Buch.

Ein morgendliches Klopfen an der Tür zu ihrer Wiener Wohnung, die Übersetzerin Renata Spaziani öffnet, und die Nachricht, die ihr ein Polizist überbringt, ändert alles: Konrad Grasmann, mit dem sie die letzten fünfundzwanzig Jahre zusammengelebt hat, die Liebe ihres Lebens, ist, erst Anfang sechzig, schon am vorigen Tag auf einem Parkplatz gestorben. Seine Herkunftsfamilie war verständigt worden, Renata aber nicht. Und während sie den Schock des jähen Endes ihrer innigen Partnerschaft verkraften muss, Konrad am liebsten nachsterben will und sich doch ins Leben zurückkämpft, muss sie aushalten, dass Konrads Familie diese Partnerschaft nicht respektiert. Renata und Konrad waren nicht verheiratet, ihr Gefährte hat kein rechtsgültiges Testament hinterlassen. Renata wird doppelt beraubt …
Bei den Erinnerungen an Konrad, einem Architekten und Fotokünstler, bei den Aufräumarbeiten und Auseinandersetzungen mit seiner Familie stößt Renata auf Ungereimtheiten in seinem Leben. Hat er ihr etwas verschwiegen? Ihren Erlebnissen mit Konrad und seinen ästhetischen Vorlieben nachspürend und gestützt von ihren Freunden, fasst Renata allmählich wieder Fuß in einem Dasein, das sie nun neu, anders entwerfen muss. Wer soll dazu gehören? Ergreifend, poetisch und klug, gelegentlich zornig und auch komisch erzählt Sabine Gruber in «Die Dauer der Liebe» davon, wie es ist, ohne den anderen weiterleben zu müssen.

Autor/innen-Info
C.H. Beck Verlag

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Longlist Wissenschaftsbuch des Jahres 2024

Die Longlist 2024 steht fest! 74 Titel in vier Kategorien werden nun von der Fachjury in einem mehrstufigen Prozess auf 20 Titel für die Shortlist reduziert.

Die Shortlist mit 20 Büchern in vier Kategorien wird am 14. November 2023 veröffentlicht. Daraus wählt das Publikum die Sieger: Abgestimmt werden kann über diese Website und in zahlreichen Buchhandlungen und Bibliotheken in ganz Österreich. Dort finden Sie auch das begleitende Booklet zur Aktion, in dem alle 20 Bücher der Shortlist ausführlich beschrieben sind.

Die Bücher der Longlist 2024 finden Sie hier.

Longlist Österreichischer Buchpreis 2023

Österreichischer Buchpreis 2023: Das sind die 10 nominierten Romane!

Wir gratulieren allen nominierten Autor*innen und ihren Verlagen:

Birgit Birnbacher: Wovon wir leben (Zsolnay Verlag, Februar 2023)
Milena Michiko Flašar: Oben Erde, unten Himmel (Wagenbach Verlag, Februar 2023)
Susanne Gregor: Wir werden fliegen (Frankfurter Verlagsanstalt, März 2023)
Wolf Haas: Eigentum (Carl Hanser Verlag, September 2023)
Maja Haderlap: Nachtfrauen (Suhrkamp Verlag, September 2023)
Bodo Hell: Begabte Bäume (Literaturverlag Droschl, März 2023)
Karin Peschka: Dschomba (Otto Müller Verlag Salzburg, Februar 2023)
Teresa Präauer: Kochen im falschen Jahrhundert (Wallstein Verlag, Februar 2023)
Clemens J. Setz: Monde vor der Landung (Suhrkamp Verlag, Februar 2023)
Christine Walker: Kleine Schule des Fliegens (Braumüller Verlag, April 2023)

116 Titel von 55 verschiedenen Verlagen waren in der Auswahl für die Longlist des Österreichischen Buchpreis.

Longlist Deutscher Buchpreis 2023

Deutscher Buchpreis 2023: Das sind die 20 nominierten Romane!

Wir gratulieren allen nominierten Autor*innen und ihren Verlagen und freuen uns, dass zahlreiche aus Österreich kommen:

Raphaela Edelbauer (AT): Die Inkommensurablen (Klett-Cotta, Januar 2023)
Luca Kieser: Weil da war etwas im Wasser (@picusverlag, August 2023)
Sepp Mall: Ein Hund kam in die Küche (@leykamverlag, August 2023)
Thomas Oláh: Doppler (@muerysalzmann, Februar 2023)
Teresa Präauer (AT): Kochen im falschen Jahrhundert (Wallstein Verlag, Februar 2023)
Tonio Schachinger (AT): Echtzeitalter (Rowohlt Verlag, März 2023)
Clemens J. Setz: (AT) Monde vor der Landung (Suhrkamp Verlag, Februar 2023)

196 Titel waren in der Auswahl für die Longlist, die Shortlist wird am 19. September bekanntgegeben: Deutscher Buchpreis (deutscher-buchpreis.de)

„schreibART AUSTRIA“

In der vierten Ausgabe von ›schreibART AUSTRIA‹, einer Publikationsreihe des österreichischen Außenministeriums, sind vierzehn bereits bekannte und junge, aufstrebende Autor*innen vertreten. Ihre Texten thematisieren die großen Herausforderungen unserer Zeit – in Form von Lyrik und Prosa bis zu experimenteller Literatur. Ziel der Publikation ist die Förderung zeitgenössischer österreichischer Literatur im Ausland durch die Vertretungen des Außenministeriums.

LTV – Literatur für alle: Spezial Österreich

Geschichten sind so vielfältig wie die Menschen, die sie schreiben. Trotzdem taucht bei Literaturveranstaltungen regelmäßig dasselbe treue Stammpublikum auf, während die Menschen, von denen die Erzählungen handeln, oft nicht im Publikum sitzen.

literaturkanal.tv möchte das ändern. literaturkanal.tv ist nicht nur eine Streaming-Plattform für Lesungen und Diskussionen, sondern auch eine Initiative der digitalen Kulturvermittlung, die durch die Bereitstellung kostenloser und barrierefreier Inhalte ein qualitativ hochwertiges Literaturprogramm für alle schafft. Es wird ein Raum für den offenen Austausch geboten und lädt Leser*innen, Autor*innen und alle Interessierten ein, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Nun auch mit eigenem Österreich-Schwerpunkt!

Lukas Kummer (Illustrationen) / Thomas Bernhard „Die Kälte“

Der vierte Band von Lukas Kummers hochgelobter Graphic Novel nach Thomas Bernhards „Autobiographischen Schriften“.

Mit der Einweisung in die Lungenheilstätte Grafenhof beginnt ein neues Kapitel in der Leidensgeschichte des jungen Thomas Bernhard. In der geschlossenen Welt des Sanatoriums ist er den Ärzten, dem Pflegepersonal, den Mitpatienten und nicht zuletzt sich selbst hilflos ausgeliefert. Doch in der Hoffnungslosigkeit übt er die Auflehnung. Die Selbstvergewisserung als Schreibender, die Freundschaft mit einem Musiker und der Gesang sind es, die ihm den Willen und die Kraft zum Überleben geben. Thomas Bernhard befreit sich zuletzt aus der Isolation der Lungenheilanstalt, die in Lukas Kummers Bilderwelt wie der kälteste Kreis der Hölle anmutet, um der zu werden, als den wir ihn kennen: einer der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

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Gewinner*innen der Internationalen Literaturdialoge 2022

Elf spannende Projekte mit hohem literarischen Anspruch wurden ausgewählt und ausgezeichnet, ein weiteres Projekt wurde mit einer Anerkennungsprämie bedacht. Im Zuge der Buch Wien werden am 26.11.2022 die Gewinner*innen vorgestellt und ihre Werke präsentiert.

In den Sieger-Projekten treten österreichische Autor*innen in einen Dialog mit Kolleg*innen aus den verschiedensten Bereichen, von Fotografie, Film und Theater bis hin zu Dolmetscher*innen für Gebärdensprache.  Die Themen sind breit gefächert, die internationale Beteiligung reicht von Nordamerika über zahlreiche europäische Staaten bis nach Japan und Südkorea.

Literatur zum Nachhören und Zuhören | literadio macht Literatur der Gegenwart hörbar

Anlässlich des Jahres der Literatur – Internationale Literaturdialoge 2022/2023 möchten wir Ihnen „literadio – Literatur zum Zuhören und Nachhören“ empfehlen. Es wird vom Kulturverein „aufdraht“ in Kooperation mit der IG Autor*innen und deren Partner*innen aus dem Rundfunk- und Literatursektor betreut. Literadio setzt sich mit deutschsprachiger Gegenwartsliteratur auseinander. Hier erfahren Sie mehr.

Podcast: Literaturgespräche mit Katja Gasser

Das Gastland Österreich macht nun mit einem neuen Literatur-Podcast noch mehr Lust auf die Bücher, Menschen und Geschichten aus Österreich.

Unter dem Motto  #meaoiswiamia „Literaturgespräche mit Katja Gasser“ führt die Künstlerische Leiterin künftig zweimal im Monat Gespräche mit österreichischen Autor*innen über das Leben und das Schreiben und darüber, wie beides zusammenwirkt.

In der ersten Ausgabe spricht sie mit dem österreichischen Schriftsteller, Historiker und begnadeten Witzeerzähler Doron Rabinovici. Es geht um Kindheit, Heimat, die Katastrophen der Gegenwart, die Relevanz der Literatur in finsteren Zeiten und über seinen jüngsten Roman „Die Einstellung“ (Suhrkamp Verlag). Ebenfalls gibt Doron Rabinovici einen persönlichen Witzeklassiker zum Besten!

Die nächste Ausgabe ist für den 4. April 2022 geplant: Teresa Präauer ist die Gesprächspartnerin.

Die aktuellen Folgen von „Literaturgespräche mit Katja Gasser“ aus dem Rosa Salon können angehört werden unter:
gastland-leipzig23.at/podcast/

Österreichischer Buchpreis 2022: Verena Roßbacher „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen“

Verena Roßbacher wurde für ihr Buch „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen“ (Verlag Kiepenheuer & Witsch) mit dem Österreichischen Buchpreis 2022 ausgezeichnet.

Die Jury begründet dies mitunter wegen ihrer einzigartigen Frauenfigur als Romanheldin: „[…]Eine desolat-komische Frauenfigur und damit literaturgeschichtlich eine Rarität. Denn komische Frauen haben es schwer bei der Leserschaft. Verena Roßbacher ist es gelungen, mit ihrer Charly Benz nicht nur eine Figur zu schaffen, die man nie mehr vergisst. Sie gesteht ihr auch eine geradezu unglaubliche Persönlichkeitsentwicklung zu. Aus der schrulligen Außenseiterin mit einem Faible für Werbeclips aus den neunziger Jahren (Mon Chéri!) wird im Verlauf dieses rasant lustigen Romans eine Vorreiterin alternativer Lebens- und Liebesmodelle. Nicht nur gibt es auf einmal drei potenzielle Väter für ein Baby. Auch wird ein schwerkranker Mann angstfrei in den Tod begleitet.“

(c) Kiepenhauer & Witsch

 

Der Debütpreis ging an Lena-Marie Biertimpel für den Titel „Luftpolster“ (Leykam Verlag). Mit dem Werk gelang der Autorin ein Debüt, welches eindringlich, wuchtig und zärtlich zugleich ist. Begründet wurde die Verleihung durch die Jury mitunter deshalb: „Die Geschichte pendelt zwischen dem Jetzt und „vor monaten“ und „vor jahren“. In diesen Rückblenden erfahren wir von Peaches schwieriger Beziehung zu ihren Eltern, von denen sie mittlerweile weit entfernt wohnt Und wir lernen ihren Freund Johnny kennen: „vielleicht waren messer unsere worte und küsse fäden, mit denen wir gegenseitig unsere wunden nähten“.   Absolute Kleinschreibung – bis auf die Namen –, keine Anführungszeichen bei direkter Rede und Kürzestkapitel formen die Geschichte, die so ihren ganz eigenen, poetischen Sound entwickelt.“

Die Verleihung fand zum Auftakt der Buch Wien-Woche vor rund 170 geladenen Gästen im Wiener Kasino am Schwarzenbergplatz statt. Durch den Abend führten Dorothee Hartinger und Philipp Hauß.

Österreich-Ausgabe der Buchkultur

In der Österreich-Ausgabe der Buchkultur, dem internationalen Literaturmagazin aus Wien, werden jede Menge heimische Literatur und Fundstücke vorgestellt, für die es sich lohnt zu blättern. Online ist das Heft hier abrufbar. Viel Freude beim Schmökern!

Christine Walker „Auto“

Manchmal ist es notwendig, sein Leben völlig zu entschleunigen. Aber ist der rücksichtslose Ausstieg erlaubt, wenn man Familie hat, Kollegen, Nachbarschaft? Vertreter Busch jedenfalls erträgt das Herumreisen nicht mehr. Er kündigt und zieht zur Irritation von Frau und Sohn in seinen alten Mercedes. Das Auto im Hof rührt sich wie Busch nicht vom Fleck. Doch der Stillstand setzt bald manches in Bewegung. Die einen kommen auf ein Bier vorbei, andere fühlen sich durch den Mann, der scheinbar nur untätig im Auto sitzt, zusehends provoziert. Und ausgerechnet Buschs eigene Familie erweist sich als so unzuverlässig wie die Katzen in diesem Roman. Mit subtilem Humor nimmt Christina Walker die Widersprüche einer beschleunigten Erfolgsgesellschaft aufs Korn. Wie einst Oblomow muss ihr Protagonist allerdings feststellen: Selbst Nichtstun ist eine Handlung, die Konsequenzen hat. Weit über seine „Autotherapie“ hinaus.

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Cornelia Hülmbauer „Oft Manchmal Nie“

Zärtlich und präzise: Cornelia Hülmbauers Debüt ist ein Buch, dem wir genau zuhören und von dem wir nicht genug bekommen können.

In Momentaufnahmen und Gedächtnisbildern beschreibt Cornelia Hülmbauer eine Kindheit und Jugend auf dem Land. Eine Autowerkstätte, eine vierköpfige Familie bilden den Hintergrund des Aufwachsens, intime Augenblicke stehen neben eindringlichen, mit feinem Humor geschilderten Szenen. So dicht ist ihr Textgewebe und so präzise ihre Beschreibungen, dass Geschmäcker und Gerüche, Gefühle und Sehnsüchte geradezu körperlich spürbar werden. Vor unseren Augen entsteht ein „Bildnis der Autorin als junges Mädchen“. Mühelos gelingt es Cornelia Hülmbauer, in kurzen Passagen sowohl die Vergangenheit selbst als auch das Erinnern und die Geburt einer schriftstellerischen Sensibilität sichtbar zu machen. (Residenz Verlag)

Autor/innen-Info
Residenz Verlag 

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Sirka Elspaß „Ich föhne mir meine Wimpern“
Alles beginnt mit der Geburt, aber »niemand kommt auf die welt / und weiß wie es geht«. Nur der Arzt sagt gleich, sie sei zu Großem imstande, und meint damit den Hunger. Und so ist ihr eigener Körper von Beginn an Krisen- und Kriegsgebiet. Umso mehr, als er später auf einer Toilette in Versailles das erste Mal plötzlich blutet. Ein Ort der Liebe und des Schmerzes, der Sehnsucht und der Heilung – der (Ur-)Sehnsucht nach einer Mutter vielleicht, »neben der einen die ich habe«.

Sirka Elspaß trifft in ihrem Debüt einen einzigartigen Ton zwischen Pop und Poesie, existenzieller Wucht und müheloser Leichtigkeit. Emotionale Verletzungen, Momente der Einsamkeit und psychische Krisen werden in glasklare, pointierte Bilder gefasst. So schön und so traurig, so herzergreifend und klug, auch weil die Autorin weiß: »niemand steht über den dingen / wir stehen alle mittendrin«. (Gedichte Suhrkamp)

Auszeichnungen:
Debütpreis – Österreichischer Buchpreis 2022 (Shortlist)
Lyrik-Empfehlungen 2023

ORF-Bestenliste

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Christine Walker „Kleine Schule des Fliegens“

„Jeden Tag versammeln sich mehr Krähen draußen in der Platane. Sollte Alexander Höch, der gerade eine Chemotherapie hinter sich hat, misstrauisch werden? Vielleicht auch, weil seine Frau Eva ihn ausgerechnet jetzt allein lässt? Doch bald entdeckt Höch seltsame Ähnlichkeiten zwischen sich und den Vögeln vor dem Fenster. Sehr zum Unmut von Melitta Miller, der Nachbarin, die zuweilen nach dem Rekonvaleszenten sieht und die mit ihrer Krähenabwehr immer radikalere Mittel findet, um die gefiederten Zuwanderer aus der Straße zu vertreiben. Soghaft und mit abgründiger Komik erzählt Kleine Schule des Fliegens von den realen und surrealen Provokationen des Lebens sowie von Leidenschaften, die einem den Boden unter den Füßen wegziehen. Gut, wer nun fliegen kann oder die richtigen Verbündeten hat!“ (Braumüller Verlag)

Braumüller Verlag
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Bodo Hell „Begabte Bäume“

„Bodo Hell ist mit seinem umfangreichen Œuvre tief verwurzelt in der österreichischen Literaturlandschaft. Mit seinem unglaublichen enzyklopädischen Wissen schafft er stets einzigartige Bücher. Sein nächster Streich, der sich in sein großes Werk einreiht, lautet Begabte Bäume und ist ein Vademecum der anderen Art. Der Faktizität verpflichtet sammelt Bodo Hell Vielfältiges, Kurioses und Wissenswertes rund um die Bäume wie Herbstlaub auf. Vom Ahorn bis hin zur Zirbe gibt er breit gefächert Botanisches, Historisches, Kulturgeschichtliches, Trivia, Religiöses, Mystisches und Mythologisches, Volkstümliches, Erstaunliches, Listiges und Listen zum Besten und führt uns in den Itineraren durch Österreichs Vergangenheit und Gegenwart.“ (Droschl Literaturverlag)

Literaturverlag Droschl
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Maja Haderlap „Nachfrauen“

„Als Mira ins Auto steigt, um sich auf den Weg nach Südkärnten zu machen, weiß sie, dass ihr schwierige Tage bevorstehen: Ihre alte Mutter muss auf den Auszug aus dem Haus vorbereitet werden, in dem sie vor Jahrzehnten als ungelernte Arbeiterin mit den damals noch kleinen Kindern Obdach gefunden hat. Tatsächlich verdichten sich im Lauf der folgenden Wochen die Erinnerungen an eine als traumatisch erlebte Kindheit, die vom frühen Tod des Vaters genauso belastet war wie von der rigiden patriarchalen Ordnung und den Dogmen der katholischen Kirche. Die alten, unaufgelösten Konflikte verschaffen sich neuen Raum, und Mira beginnt zu verstehen, dass sie von den lang beschwiegenen Lebensgeschichten ihrer Ahninnen befeuert werden: Tagelöhnerin die eine, die unter dramatischen Umständen ums Leben kam, Partisanin die andere, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr nach Kärnten zurückkehrte.“ (Suhrkamp Verlag)

Suhrkamp Verlag
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Wolf Haas „Eigentum“

„„Ich war angefressen. Mein ganzes Leben lang hat mir meine Mutter weisgemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher, dass es ihr gut ging. Es musste ein Irrtum vorliegen.“ Mit liebevoll grimmigem Witz erzählt Wolf Haas die heillose Geschichte seiner Mutter, die, fast fünfundneunzigjährig, im Sterben liegt. 1923 geboren, hat sie erlebt, was Eigentum bedeutet, wenn man es nicht hat. „Dann ist die Inflation gekommen und das Geld war hin.“ Für sie bedeutete das schon als Kind: Armut, Arbeit und Sparen, Sparen, Sparen. Doch nicht einmal für einen Quadratmeter war es je genug. Endlich wieder ein neuer Roman von Wolf Haas. Ein großes, berührendes Vergnügen.“ (Carl Hanser Verlag)

Carl Hanser Verlag
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Susanne Gregor „Wir werden fliegen“

„Als Alan verschwindet, stellt seine Schwester Miša fest, wie wenig sie über das neue Leben ihres Bruder weiß. Eines aber ist ihr sehr wohl bekannt: Bereits einmal war Alan plötzlich verschwunden, kurz vor der Wende floh er bei Nacht und Nebel aus dem tschechoslowakischen Žilina in den Westen. Jahre später fand die Familie über Umwege in Wien wieder zusammen. Doch Miša und Alan sind nicht mehr dieselben. Alan, der ehemalige Rebell, ist zu einem überangepassten, strebsamen Arzt geworden, und Miša, die ehemals brave Leseratte, schwebt nach abgebrochenem Studium ufer- und ankerlos von einer europäischen Stadt zur nächsten. Erst als sie den Engländer Joe trifft, fühlt sie sich vorübergehend angekommen. Alan wiederum verliebt sich in die Diplomatentochter Nora, die an seiner Seite ein Zuhause sucht – bis sie auch diesem wieder überdrüssig wird. Miša und Alan sehnen sich nach Zugehörigkeit und driften dabei immer weiter auseinander. Nun, da Alan erneut aus seinem und damit auch aus Mišas Leben geflohen ist, stellt sich für sie die Frage: Werden sie sich selbst, werden sie einander wiederfinden?“ (Frankfurter Verlagsanstalt)

Frankfurter Verlagsanstalt
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Clemens J. Setz „Monde vor der Landung“

„Worms, Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Peter Bender, ehemals Fliegerleutnant des Deutschen Heeres, macht sich als Gründer einer neuen Religionsgemeinschaft und mit der Proklamation der sogenannten Hohlwelt-Theorie einen Namen: Die Menschheit, so diese Theorie, lebe nicht auf, sondern in einer Kugel, außerhalb derselben existiere nichts. Benders Gemeinde bleibt überschaubar, dennoch wird er wegen der Verbreitung aufwieglerischer und gotteslästerlicher Flugschriften zu einer mehrmonatigen Kerkerhaft verurteilt. Als sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten herumspricht, dass seine Frau Jüdin ist, wenden sich selbst seine engsten Gefolgsleute von ihm ab. Die Benders verarmen, die Repressionen gegen seine Frau werden bald unerträglich, bis die Familie 1942 verhaftet und deportiert wird. Nur der Sohn überlebt das Konzentrationslager. In seinem lange erwarteten neuen Roman rekonstruiert Clemens J. Setz eine reale, so bewegende wie verstörende Lebens- und Familiengeschichte.“ (Suhrkamp Verlag)

Suhrkamp Verlag
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Ann Cotten „Die Anleitungen der Vorfahren“

Sind es Ahnen, die die Luft schwer machen, sich um die Insel drängen? In Gestalt von Menschen, Wolken, Winden, Fischen, Vögeln der Berge, Vögeln der Küste, Zugvögeln und Hochseevögeln, die zum Flirten, Eierlegen und Rasten nach Hawaii kommen und sich wieder zurückziehen aufs offene Meer?

Die Anleitungen der Vorfahren beschäftigt sich mit der eigenen geistigen und materiellen Vorgeschichte: also Kolonisationsverbrechen. In Hawaii und zuhause – also wo? In den Büchern? Dier Erzählerni, zu Gast auf der Insel, bekommt von allen Seiten Geschenke: Einblick in die polynesische Sprache, Handschuhe, um Müll zu sammeln, einen Lopper, um Dornengestrüpp zu lichten. Im Kopf die alten Helden: Grazer Schule, Kyoto-Schule, Wiener Kreis. Und die Frage: Wie gehen Zuneigung und Verstehen, wenn man nicht dazugehört? Zurück in Europa, blickt sier mit neuen Augen auf die Welt vor der Haustür.

Peter Rosei „Das wunderbare Leben“

Kann ein Dichter die Wahrheit sagen? Peter Rosei versucht es – radikal, selbstkritisch und doch im Glauben an das Wunderbare des Lebens.

„Das wunderbare Leben“ ist nicht einfach Peter Roseis Autobiografie. Es ist sein Versuch zur literarischen Wahrhaftigkeit und zugleich die Geschichte eines Autors, der viele Leben gelebt hat. Dessen Devise lauten könnte: Das Leben ist wunderbar, auch wenn es zu Zeiten schrecklich ist. Aus kleinen Verhältnissen stammend, kommt der junge Mann als Sekretär des Malers Ernst Fuchs rasch zu Geld, gibt aber alles auf, um seiner Berufung als Dichter gerecht zu werden. Nach Jahren schwerer Krisen folgt ein abenteuerliches Bohème-Leben an der Seite der Künstler und Literaten der 70er- und frühen 80er-Jahre, darunter sein engster und langjährigster Freund H.C. Artmann. Schließlich die große Wende – aber lesen Sie selbst: Wahrheit und Dichtung ergänzen sich in diesem Text.

Robert Seethaler „Das Café ohne Namen“

„Ein Café und seine Menschen. Ein Mann, der seiner Sehnsucht folgt. Robert Seethalers neuer Roman.“

Wien im Jahr 1966. Robert Simon verdient sein Brot als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt. Er ist zufrieden mit seinem Leben, doch zwanzig Jahre nach Ende des Krieges hat sich die Stadt aus ihren Trümmern erhoben. Überall wächst das Neue, und auch Simon lässt sich mitreißen. Er pachtet eine Gastwirtschaft und eröffnet sein eigenes Café. Das Angebot ist überschaubar, und genau genommen ist es gar kein richtiges Café, doch die Menschen aus dem Viertel kommen, und sie bringen ihre Geschichten mit – von der Sehnsucht, vom Verlust, vom unverhofften Glück. Sie kommen auf der Suche nach Gesellschaft, manche hoffen sogar auf die Liebe, und während die Stadt um sie herum erwacht, verwandelt sich auch Simons eigenes Leben.

Das Café ohne Namen ist ein Roman über den menschlichen Drang zum Aufbruch. Mit einem Reigen unvergesslicher Figuren und seiner besonderen Aufmerksamkeit für die Details des Lebens erzählt Robert Seethaler davon, wie eine neue Welt entsteht, die wie alles Neue ihr Ende schon in sich trägt.

Klaus Kastberger „Alle Neune. Zehn Aufsätze zur österreichischen Literatur“
„Während das Archiv für Journalist:innen ein Mittel der Rache sein kann – nach Robert Hochner v. a. an Politikern –, bildet es für die Literaturwissenschaft ein regelrechtes Medium zur Differenzierung ihrer vermeintlichen Gewissheiten. Dies gilt umso mehr für Germanist:innen, die sich, wie Klaus Kastberger, den Autorinnen und Autoren ihres Interesses von Archivbeständen her nähern, um nicht nur literarische Texte, sondern auch liebgewonnene Klischees, Wertungen und Interpretationen neu in den Blick zu nehmen.
In ALLE NEUNE, einer Sammlung von Einzelanalysen der letzten Dekade, widmet sich Klaus Kastberger der österreichischen Literatur seit den beginnenden 1930er Jahren bis in die unmittelbare Gegenwart. Der Impuls, der alle Texte verbindet, ist es, in jeder Einzelstudie über den jeweiligen Autor oder die jeweilige Autorin und das spezifische Werk hinaus auch etwas Übergreifendes zu benennen, um den Eigensinn der österreichischen Literatur herauszuarbeiten.“
Daniel Glattauer „Die spürst du nicht“

„Der Bestsellerautor Daniel Glattauer lässt in seinem neuen Roman Menschen zu Wort kommen, die keine Stimme haben – ein Sittenbild unserer privilegierten Gesellschaft.“

Die Binders und die Strobl-Marineks gönnen sich einen exklusiven Urlaub in der Toskana. Tochter Sophie Luise, 14, durfte gegen die Langeweile ihre Schulfreundin Aayana mitnehmen, ein Flüchtlingskind aus Somalia. Kaum hat man sich mit Prosecco und Antipasti in Ferienlaune gechillt, kommt es zur Katastrophe.
Was ist ein Menschenleben wert? Und jedes gleich viel? Daniel Glattauer packt große Fragen in seinen neuen Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann und in dem er all sein Können ausspielt: spannende Szenen, starke Dialoge, Sprachwitz. Dabei zeichnet Glattauer ein Sittenbild unserer privilegierten Gesellschaft, entlarvt deren Doppelmoral und leiht jenen seine Stimme, die viel zu selten zu Wort kommen.

Buchtipps aus dem Kulturforum A-Z

Kennen Sie schon unseren HÖR-KOSMOS Österreich?
Auch wir sind unter die Podcaster*innen gegangen und freuen uns, Ihnen im „Jahr der österreichischen Literatur“ Autor*innen, Bücher, Verlage und Themen vorzustellen, die uns in der Auslandskulturarbeit begegnen und beschäftigen.

In der 5. Folge sprechen Denise Quistorp und Jaqueline Poledna über ihre persönlichen Highlights aus der Welt der Literatur. Viele dieser Highlights wurden auch im Kulturforum mit den Autor*innen vorgestellt, auf viele weitere freuen wir uns im nächsten Jahr.

Hier finden Sie den Podcast und für weitere Lektüretipps haben wir für Sie eine Liste zusammengestellt: Buchtipps A-Z

Norbert Maria Kröll „Die Kuratorin“

Als Kuratorin eines renommierten Museums sorgt Regina Steinbruch für Aufsehen in der Kunstwelt. Sie ist Karrierefrau durch und durch;um ihre Ziele zu erreichen, geht sie rücksichtslos ihren Weg – flink vorbei an den verachteten männlichen Kollegen. Als Regina bei einem One-Night-Stand schwanger wird, gerät ihre Welt aus den Fugen, und selbst, als sie entscheidet, das Kind ihrer besten Freundin zur Adoption zu übergeben, findet sie nicht zur Ruhe. Baby Toms unwiderstehlicher Geruch bringt die knallharte Fassade der Kuratorin zum Bröckeln und Stück für Stück tritt ein empfindsamer und verletzlicher Mensch in Erscheinung.

Arno Geiger „Das glückliche Geheimnis“

Frühmorgens bricht ein junger Mann mit dem Fahrrad in die Straßen der Stadt auf. Was er dort tut, bleibt sein Geheimnis. Zerschunden und müde kehrt er zurück. Und oft ist er glücklich. Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt. Jetzt erzählt er davon, pointiert, auch voller Witz und mit großer Offenheit. Wie er Dinge tat, die andere unterlassen. Wie gewunden, schmerzhaft und überraschend Lebenswege sein können, auch der Weg zur großen Liebe. Wie er als Schriftsteller gegen eine Mauer rannte, bevor der Erfolg kam. Und von der wachsenden Sorge um die Eltern. Ein Buch voller Lebens- und Straßenerfahrung, voller Menschenkenntnis, Liebe und Trauer.

Teresa Präauer „Kochen im falschen Jahrhundert“

Der Roman eines Abends und einer Einladung zum Essen. Voll mit Rezepten für ein gelungenes Leben und einen misslingenden Abend, der immer wieder neu ansetzt, schlau, witzig, heiter, gleichzeitig begleitet von den unterschwelligen oder ganz offen artikulierten Aggressionen der Beteiligten.
In ihren Gesprächen verhandeln sie die ganz großen und kleinen Themen, von den ›Foodporn‹-Bildern im Internet über Kochen, Einkaufen und Wohnen als soziale Praktiken. Zunehmend wird der Abend komischer, tragischer, erotischer – dabei werden einzelne ›heutige‹ Begriffe diskutiert, während die Gastgeberin keine besonders talentierte Gastgeberin ist und sich immer wieder ins falsche Jahrhundert versetzt fühlt. Nebenbei wird in Anekdoten eine Geschichte der Waren, Speisen und des Kochens erzählt.

Raphaela Edelbauer „Die Inkommensurablen“

In fiebriger Erregung warten die Einwohner Wiens am 31. Juli 1914 das Verstreichen des deutschen Ultimatums ab. Unter ihnen sind drei, deren bekannte Welt zu zerfallen droht: Der Pferdeknecht Hans, der adlige Adam und die Mathematikerin Klara. Der spektakuläre neue Roman der preisgekrönten Wiener Autorin ist ein literarisches Ereignis.

Wien, Zentrum der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, steht Kopf. Noch sechsunddreißig Stunden, dann läuft das deutsche Ultimatum ab. Die Stadt ist ein reißender Strom, in allen Straßen bricht sich die Kriegsbegeisterung der jungen Generation bahn. Mitten in diesen Taumel gerät Hans, ein Pferdeknecht aus Tirol, der sich auf den Weg in die Metropole gemacht hat, um die Psychoanalytikerin Helene Cheresch aufzusuchen. Dort angekommen trifft er auf Adam, einen musisch begabten Adligen, und Klara, die sich als eine der ersten Frauen an der Universität Wien im Fach Mathematik promovieren wird. Gemeinsam verbringen die drei jungen Menschen den letzten Abend vor der Mobilmachung – in einer Stadt, die sich ihrem Zugriff mehr und mehr zu entziehen droht.

Ana Marwan „Verpuppt“

Ana Marwan hat 2022 den Bachmannpreis gewonnen und ist neue Herausgeberin der renommierten österreichischen Literaturzeitschrift »Literatur und Kritik« geworden. Und nun ist auch ihr neuester Roman »Zabubljena« ins Deutsche übersetzt worden: Er handelt von Rita, die ihre Welt und Umgebung aus sehr eigenwilliger Perspektive betrachtet: Je nach Situation wird diese oder jene Version der eigenen Person zur Schau gestellt und vor sich hergetragen. Wie soll man auch sonst zum Beispiel unsägliche Parties und Gespräche ertragen? Was aus ihr im landläufigen Sinne werden soll, weiß sie nicht. Sie schreibt Geschichten, gestaltet Wahrheiten, erfindet sich Gefährten wie Ivo Jež, der – wie sie – im Ministerium tätig ist, Abteilung Raumfahrt. Vielleicht ist es aber auch eine, nun ja, andere Art von Einrichtung und Ivo ist ein Mitpatient?

Ana Marwan „Wechselkröte“

Ausgezeichnet mit dem Ingeborg Bachmann-Preis 2022

„Die Autorin führt die deutsche Sprache so vor sich her als hätte sie niemals in einer anderen Sprache gelebt. Sie lässt sich vom Deutschen treiben und treibt das Deutsche mit einer aufgerauhten Stimme mit sich und vor sich her.“ (Aus der Laudatio von Klaus Kastberger)

„Wechselkröte“ ist ein Text über das Vorübergehende und das Bedürfnis, Dauerhaftes zu schaffen, über Entwurzelung und den Versuch, sich neu zu orientieren und über Isoliertheit und die Sehnsucht nach Verbindungen.

Michael Ostrowski „Der Onkel“

Mike Bittini ist ein Spieler und Streuner, er war es schon immer. Nach siebzehn Jahren on the road kehrt er in seinem alten Ford Escort und den weißen Lederboots zurück nach Wien. Sein Bruder, der erfolgreiche Immobilienanwalt, ist ins Koma gefallen. Nun schleicht sich Mike in Sandros Villa.

Gloria, Sandros Frau, ist alles andere als erfreut, Mike wiederzusehen. Sie kennt ihn nur zu gut. Und tatsächlich bringt der unberechenbare Onkel in kürzester Zeit die beiden pubertierenden Kinder des Bruders auf seine Seite, führt sich auf wie der Hausherr, legt sich mit den Nachbarn an und erklärt Glorias Mutter den Krieg. Und Gloria will ihn einfach nur noch loswerden. Will sie wirklich? Und was will Mike wirklich?

Eva Rossmann „Tod einer Hundertjährigen“

Das Geheimnis des langen Lebens. Das Geschäft mit der Gesundheit. Mira Valensky ermittelt im Hochland Sardiniens.

„A kent’ànnos! Mögest du hundert Jahre alt werden“, wünscht man sich in Sardinien. Es wirkt: In der Ogliastra, dem rauen Hochland, leben die Menschen besonders lange. Das Geheimnis der Hundertjährigen zieht nicht nur Wissenschaftler an. Mit der Sehnsucht, gesund und glücklich alt zu werden, lassen sich auch gute Geschäfte machen. Präparate, die Zellgesundheit und Immunsystem stärken sollen, boomen.
Doch dann stirbt Tzia Grazia mit hundertzwei Jahren und ihre beste Freundin behauptet, das sei kein natürlicher Tod gewesen. Die Wiener Journalistin Mira Valensky und ihre Freundin Vesna Krainer ermitteln: Hat der Hirte nur fantasiert? War es Blutrache? Oder gibt es ein viel profaneres Motiv?
Nach einem weiteren Todesfall überschlagen sich die Ereignisse.
Jakob Kraner „Kosmologie“

Trunkenheit, Trauma, Liebe und Tod: Alles Wesentliche der Welt leitet sich aus den Grundbegriffen Fläche und Rohr her, wie Jakob Kraner in seiner kühn-formalen Evolutionsgeschichte geometrischer Formen Kosmologie sukzessive nachweist. Da folgt der Schrei dem Atem und die Überzeugungen mit unbeirrbarer Notwendigkeit der Idee. Und während sich die Systematik in 34 Kapiteln mit 55 begleitenden Illustrationen immer weiter entfaltet, stolpert am Seitenrand ein Mensch durch die Stadt, schlägt sich mit der Wirklichkeit herum und sucht Spalten in der Welt und Halt. Ein Text voller Fährten und Verweise, ein experimenteller Roman über das Ringen um Wahrhaftigkeit und um den nackten Ausdruck, über »diese so unglaubliche Frechheit, Sterben zu müssen«. Kosmologie legt die Strukturen der Wirklichkeit offen und erweist sich so als eine »lacanianische Fabel mit angenehm trockenem Humor« (Ann Cotten), ja, als ein wahnwitziger Fluchtversuch aus den Begrenzungen des Individuums.

Elke Atzler, Manfred Müller (Hg.) „Wot da future. Literarische Dialoge“

Die Anthologie „Wot da Future. Literarische Dialoge“ versammelt die Ergebnisse des Literaturwettbewerbs „Internationale Literaturdialoge“, der von der Kultursektion des Österreichischen Außenministeriums gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Literatur ins Leben gerufen wurde. Österreichische Autor*innen sollten im Dialog mit ausländischen Kolleg*innen grenz-, sprachen- und gattungsüberschreitend eine gemeinsame künstlerische Arbeit schaffen, ausgehend von Zukunftsfragen jedweder Art.

Die Texte zeigen die Vielfalt und Qualität der entstandenen Kooperationen:

In einem dreisprachigen „Glossarium zur gegenwärtigen Ökophilosophie“ tauscht sich Ann Cotten mit Shinohara Masatake über die internationalen Unterschiede und Nuancen der Begrifflichkeiten im Feld der Umweltphilosophie aus. Isabella Feimer und Mikael Vogel suchen in „Fernbeziehungen“ einen Dialog mit Tieren, beobachten, vermuten, hinterfragen Nähe und Distanz, und beziehen eine dunkle poetische Stellung. Franziska Füchsl und die bildende Künstlerin Yeongbin Lee lassen sich von dem Gedanken ‚Wie wir lesen‘ anregen und knöpfen sich mit „Eccì eccì eccelenza“ den Pinocchio-Originaltext vor.

In der Arbeit „Aufgebärden: Intermodale Dialoge am Rande des Sagbaren“ treffen, eingeladen von Dorina Marlen Heller, Lyriker*innen aus verschiedenen Kulturen aufeinander und übersetzen sich und ihre Lyrik ins Deutsche, Spanische und die Österreichische Gebärdensprache. Im Projekt „nachrichten von drüben – Belgrad Edition“ schreiben österreichische und serbische Autor*innen, darunter Max Höfler, Barbi Markovic und Vladimir Arsenijevic, literarische Kurznachrichten an die jeweils andere Öffentlichkeit, die dann zeitgleich im jeweilig anderen Land in den öffentlichen Raum projiziert werden.

Nika Pfeifer versammelt sechs ebenso formbewusste wie sprachspielerische Autor*innen & Künstler*innen um sich, um herauszufinden, wie man mit literarischen Mitteln zu einer neuen Sprache, zum Er/Finden neuer Sprache/n findet. Bruno Pisek bezeichnet und beschreibt gemeinsam mit seiner rumänischen Partnerin, der Zeichnerin Denisa Angheluţă, den schmerzhaften Riss zwischen der Freude, in der Natur zu sein und zugleich ihre Zerstörung zu sehen – in Texten und Zeichnungen, die an Ort und Stelle im Naturhistorischen Museum in Wien und in den rumänischen Karpaten entstehen. Petra Piuk und Bastian Schneider machen sich Gedanken über das Verschwinden, sammeln Erinnerungen und reisen an Orte, die es bald nicht mehr geben wird.

Maria Seisenbacher behandelt mit zwei schwedischen Kolleg*innen das Thema der zerstörten Welt, aber auch die Verantwortung des Menschen, aus dem Zerstörten wieder Lebenswertes zu schaffen. Die Video-Installation „il manifesto futuro“ ist der Versuch, Angst und Hoffnung dem Zukünftigen gegenüber textlich, klanglich und visuell zum Ausdruck zu bringen: Der österreichische Autor Michael Stavarič, die italienische Lyrikerin Gaia Ginevra Giorgi und der slowenische Musiker Iztok Koren erarbeiten gemeinsam mit Filmemacherin Tina-Maria Feyrer einen wortgewaltigen und bildstarken Aufbruch ins Ungewisse.

Ursula Wiegle und ihr literarischer Partner Ronnie R. Vogt setzen sich in ihrem „Abecedarium zur Nachhaltigkeit“ mit „nachhaltigem Handeln“ auseinander, wobei ihnen das Alphabet als Struktur dient. So spannt sich ein breiter Bogen „von Abfall bis Zukunftsvision“ und spiegelt die spannende Auseinandersetzung gegenwärtiger Künstler*innen mit den brennenden Fragen, die ihr Denken bewegen.

Erika Plural „Hedwig heißt man doch nicht mehr“

Mit 51 Jahren kehrt Hedwig Pflüger in die von ihrer Großmutter ererbte Wiener Wohnung zurück, nachdem sie diese Stadt und die alte Frau, bei der sie aufwuchs, einige Jahrzehnte gemieden hatte. Hedwig steht am Wendepunkt ihres Lebens und beginnt in der Stille des alten Wiener Wohnhauses, von Erinnerungen belagert, Vergangenes aufzuschreiben. Es wird zum Bericht vom Leben einer Frau, der nicht gelingen wollte, den genormten Forderungen ihrer Zeit zu genügen, die nach allem vergeblichen Bemühen immer wieder in Isolation und Einsamkeit geriet. Jetzt aber, während sie schreibend zurückblickt, erlernt Hedwig, Gegenwart anzunehmen und sich für neue Herausforderungen zu öffnen.

Brigitte Halbmayr „Brüchiges Schweigen – Tod in Ravensbrück. Auf den Spuren von Anna Burger“

Anna Burger wurde im Dezember 1943 im Alter von 30 Jahren im KZ Ravensbrück mittels einer Giftinjektion ermordet. Die Biografie zeigt auf, wie rasch jemand in die nationalsozialistische Verfolgungsmaschinerie geraten konnte, wie unerbittlich die damals geltenden rechtlichen wie sozialen Normen durchgesetzt wurden und wie tragisch ein als wertlos eingestuftes Leben enden konnte.
Wie gehen die Kinder, Enkel:innen und Urenkel:innen mit einem derartigen Schicksal um? Wissen sie über Leben und Tod von Anna Burger Bescheid, und was wissen sie konkret? Wollen sie überhaupt wissen?
In Brüchiges Schweigen werden das Leben und der frühe Tod einer im Nationalsozialismus als »asozial« gebrandmarkten Frau mit der späteren Spurensuche einzelner Familienmitglieder, insbesondere jener der Enkelin Siegrid Fahrecker, in Beziehung gesetzt.

Maria Muhar „Lento Violento“

Lento Violento ist nicht nur eine Musikrichtung, sondern ein Lebensstil. Langsam, aber hart bahnt sich die Bassdrum ihren Weg durch verträumte Sounds und treibt Ruth, Daniel und Alex von einer exzessiven Erfahrung zur nächsten. Alex ist Schriftstellerin und verliert sich zunehmend in ihrer Roman-Recherche zur Jugendkultur der 90er. Hat Eurodance, der Musikstil ihrer Kindheit, sie und ihre Freund*innen unwiederbringlich geprägt, in einen tranceartigen Zustand versetzt, dem niemand mehr entkommen kann? Als für Alex die Grenze zwischen Fiktion und Realität immer weiter zu verschwimmen droht, wird die Beziehung der Drei auf eine harte Probe gestellt. Kann sie sich aus der Krise herausschreiben?

Maria Muhar lässt die Figuren ihres vielschichtigen Debütromans „Lento Violento“ tief in existenzielle Abgründe blicken, ohne dabei auf eine kräftige Portion Humor zu verzichten. Scharfsichtig fängt sie die Atmosphäre einer Generation ein, die auf der Suche nach Selbstbestimmung in die Orientierungslosigkeit abgedriftet ist.

Erica Fischer „Spät lieben gelernt“

Ein beeindruckendes, bewegendes Frauenleben: 1. Januar 1943. Im englischen Exil der Eltern kommt Erica Fischer zur Welt. Die ersten Lebensjahre stehen im Schatten einer entwurzelten Familie, die gegen den Willen der jüdischen Mutter 1948 nach Wien zurückkehrt. Die Eltern denken modern, können ihren Kindern aber keine Geborgenheit geben.

Durch Intelligenz, Charme und Lebenshunger gelingt Erica der Sprung in die Freiheit: Sie wird eine der Gründerinnen der österreichischen Frauenbewegung und eine gefeierte Autorin. Die Geschichte einer vielseitigen Lebenskünstlerin, die sich für Entrechtete einsetzt und ihre Lebenslust dabei nie verliert.

Birgit Birnbacher „Wovon wir leben“

Ein literarischer Roman über die brennenden Themen der Gegenwart: Das neue Buch der Bachmannpreisträgerin Birgit Birnbacher

Birgit Birnbacher, der Meisterin der „unpathetischen Empathie“ (Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau), gelingt es, die Frage, wie und wovon wir leben wollen, in einer packenden und poetischen Sprache zu stellen.
Ein einziger Fehler katapultiert Julia aus ihrem Job als Krankenschwester zurück in ihr altes Leben im Dorf. Dort scheint alles noch schlimmer: Die Fabrik, in der das halbe Dorf gearbeitet hat, existiert nicht mehr. Der Vater ist in einem bedenklichen Zustand, die Mutter hat ihn und den kranken Bruder nach Jahren des Aufopferns zurückgelassen und einen Neuanfang gewagt. Als Julia Oskar kennenlernt, der sich im Dorf von einem Herzinfarkt erholt, ist sie zunächst neidisch. Oskar hat eine Art Grundeinkommen für ein Jahr gewonnen und schmiedet Pläne. Doch was darf sich Julia für ihre Zukunft denken?

Tonio Schachinger „Echtzeitalter“

Ein elitäres Wiener Internat, untergebracht in der ehemaligen Sommerresidenz der Habsburger, der Klassenlehrer ein antiquierter und despotischer Mann. Was lässt sich hier fürs Leben lernen? Till Kokorda kann weder mit dem Kanon noch mit dem snobistischen Umfeld viel anfangen. Seine Leidenschaft sind Computerspiele, konkret: das Echtzeit-Strategiespiel Age of Empires 2. Ohne dass jemand aus seiner Umgebung davon wüsste, ist er mit fünfzehn eine Online-Berühmtheit, der jüngste Top-10-Spieler der Welt. Nur: Wie real ist so ein Glück?

Tonio Schachinger erzählt von einer Jugend zwischen Gaming und Klassikerlektüre, von Freiheitslust, die sich bewähren muss gegen flammende Traditionalisten – und von dem unkalkulierbaren Rest, der nicht nur die Abschlussklasse 2020 vor ungesehene Herausforderungen stellt. Dabei sind die Wendungen so überraschend, sein Humor so uneitel und nahbar: Echtzeitalterist Beispiel und Beweis für die zeitlose Kraft einer guten Geschichte. Und ein großer Gesellschaftsroman.

Centrum Judaicum „Ausgestopfte Juden? Geschichte, Gegenwart und Zukunft Jüdischer Museen“

Das Buch „Ausgestopfte Juden? Geschichte, Gegenwart und Zukunft jüdischer Museen“ erschien in diesem Jahr als Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung des Jüdischen Museums Hohenems und der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Als der damalige Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Paul Grosz, vor vielen Jahren gefragt wurde, was er von der Gründung eines Jüdischen Museum halte, stellte er eine bittere Gegenfrage. Ob Jüdinnen und Juden dort »wie ausgestopfte Indianer« bestaunt werden sollten?
Weltweit gibt es heute über 120 Jüdische Museen. Allerdings ist bereits die Definition des Adjektivs in ihren Namen keinesfalls einheitlich: Den einen gilt die Institution selbst als eine jüdische, für die anderen ist ihr Gegenstand das Judentum aus höchst diversen Blickwinkeln. Die Frage nach Definitionen und Perspektiven entscheidet maßgeblich über museale Inhalte und Praktiken – und damit auch über die Deutungshoheit des »Jüdischen« in der Öffentlichkeit.
Die Beiträge des Bandes, verfasst von international bedeutenden Wissenschaftler:innen und Kurator:innen, nähern sich solchen Fragen nach (Re-)Präsentation von Jüdinnen und Juden im Museum von unterschiedlichen Standpunkten aus: Sie beleuchten Geschichte und Gegenwart der Institution »Jüdisches Museum«, ihre Sammlungen und ihren Kanon – und reflektieren damit die drängende Frage nach ihrer gesellschaftlichen Rolle in der Zukunft.

Kirstin Breitenfellner „Maria malt“

Niemand ahnt, was in der schweigsamen, störrischen Maria schlummert, der die Mutter, um sie zu beschäftigen, Papier und Bleistift gibt. Als Erwachsene studiert sie an der Wiener Akademie, wird nach ihrer Rückkehr nach Kärnten zum Provinzstar und geht eine Liebesbeziehung mit einem um zehn Jahre jüngeren Schüler ein, Arnulf Rainer. Die beiden inspirieren sich in der fruchtbaren Nachkriegszeit gegenseitig, werden aber auch zu Konkurrenten. Klagenfurt wird rasch zu klein, sie gehen nach Wien. Arnulf spielt besser
auf der Klaviatur des Kunstmarkts, Künstlerinnen bringt die Männergesellschaft wenig Wertschätzung entgegen. Aber Maria malt. Maria kämpft. Sie geht nach Paris, nach New York. Mit beinahe achtzig zieht sie in ihrem Atelier, hinter dem Zoo Schönbrunn, Bilanz. Was sie nicht weiß: Ihre eigentliche Karriere als Künstlerin liegt noch vor ihr.

Ein großer Roman über eine große Künstlerin: Maria Lassnig, eine der wichtigsten österreichischen Malerinnen, in einer wahrhaftigen Biografie.

Tanja Paar „Die Unversehrten“

Wie hoch ist der Preis, den man für das Glück der eigenen kleinen Familie zahlt?
Violenta lernt Martin während ihres Studiums kennen. Sie führen über mehrere Jahre eine Fernbeziehung zwischen Berlin und Bologna. Dass er ihr nicht treu ist, stört sie nicht, solange es nur um Sex geht. Doch da kommt Klara ins Spiel. Martin trifft sie öfters und da passiert es: Klara ist schwanger. Sie beschließt, das Kind zu behalten, womit auch Martins Lebensweg vorgezeichnet scheint. Violenta geht nach Genf, um die Karriere voranzutreiben, während in Berlin der bittersüße Familienalltag einkehrt. Bis eines Tages Violenta wieder auftaucht – und das Leben aller schlagartig ein anderes ist.

 

Ein Romandebüt mit gewaltigem Sog und großer Zündkraft
Tanja Paar besticht in ihrem ersten Roman sprachlich wie kompositorisch mit einer Präzision, die selten ist. Sie erzählt eine Geschichte von Unglück, Eifersucht und Rache, die sich in der kleinsten Zelle unserer Gesellschaft abspielt – der Familie. Wie weit kann man gehen, wenn das eigene Glück auf dem Spiel steht? Ein intensives Buch mit ungeheurer Zündkraft, das Fragen durchexerziert, die Frauen und Männer im modernen Leben existentiell berühren.

Karin Pescshka „Dschomba“

Ein halbnackter Fremder tanzt zwischen den Gräbern des Eferdinger Pfarrfriedhofs. Es ist November 1954, ein nasskalter Tag, und Dragan Džomba ist auf der Suche. Vor dem Friedhofstor stehen die Bürger – aufgebracht, misstrauisch, neugierig. Nur der Dechant nähert sich dem Serben und gibt ihm schließlich Quartier im Pfarrhof. Dragan spricht nicht viel, immer wieder zieht es ihn hinaus zum Lagerfriedhof nahe der Donau. Dort, wo es kaum Spuren der Vergangenheit gibt, sucht Dragan aber genau diese.
Er bezieht die Hütte auf dem „Serbenfriedhof“, schließt Freundschaften, erlebt Anfeindung und Argwohn. Jahre später, alt geworden, sitzt er im Gasthof Zum roten Krebs am Stammtisch. Dem Fremden bleibt das Fremde haften, das Seltsame. Ab und zu stellt ihm die zehnjährige Wirtstochter ein Bier hin. Sie ist in ihren Tagträumen daheim und fühlt eine Verbindung zu dem Mann, der nach Wald und Erde duftet, der vor ihr da war und weiß, welche Geschichte sich unter den Feldern verbirgt. Mit „Dschomba“ schreibt sich Karin Peschka das Wissen um die Vergangenheit jenes Ortes, in dem sie aufgewachsen ist, in die eigene Biografie. Sie erzählt vom Leben in einer kleinen Stadt, von Begegnungen, von Lebenswegen und -wendungen, und ein wenig davon, wie es ist, als Wirtstochter aufzuwachsen.

Ljuba Arnautović „JUNISCHNEE“

Ljuba Arnautovic erzählt mit ihrer Familiengeschichte das Drama des 20. Jahrhunderts in Wien, Moskau und im Gulag. Ein poetischer Roman über Schicksal und politische Willkür.

1934 schickt Eva, die in Wien dem Republikanischen Schutzbund angehört, ihre Söhne Slavko und Karl fort, um sie vor den Nationalsozialisten in Sicherheit zu bringen. Die „Schutzbundkinder“ machen Ferien auf der Krim und kommen dann in ein luxuriöses Heim in Moskau. Bis Hitler den Pakt mit Stalin bricht. Slavkos Spuren verlieren sich, Karl wird aufgegriffen, kommt in eine Besserungsanstalt für Kinder und Jugendliche und schließlich als „Volksfeind“ ins Arbeitslager. Im Gulag lernt er seine zukünftige Frau Nina kennen – die Mutter der Autorin. Karl will nach Wien zurück, sobald es die Umstände erlauben, seine Frau zwingt er damit in die Fremde … Ljuba Arnautovic erzählt anschaulich, poetisch und mitreißend, wie Menschenverachtung und politische Willkür im 20. Jahrhundert das Schicksal der Menschen bestimmten – das Schicksal ihrer eigenen Familie.

Milena Michiko Flašar „Oben Erde, unten Himmel“

»Alleinstehend. Mit Hamster«, so beschreibt sie sich selbst. Suzu lebt in einer japanischen Großstadt. Unscheinbar. Durchscheinend fast. Der neue Job aber verändert alles. Ein umwerfender Roman über Nachsicht, Umsicht und gegenseitige Achtung.

Herr Ono ist unbemerkt verstorben. Allein. Es gibt viele wie ihn, immer mehr. Erst wenn es wärmer wird, rufen die Nachbarn die Polizei. Und dann Herrn Sakai mit dem Putztrupp, zu dem Suzu nun gehört. Sie sind spezialisiert auf solche Kodokushi-Fälle. »Fräulein Suzu«, wie der Chef sie nennt, fügt sich widerstrebend in die neuen Aufgaben. Es braucht dafür viel Geduld, Ehrfurcht und Sorgfalt, außerdem einen robusten Magen. Die Städte wachsen, zugleich entfernt man sich voneinander, und häufig verschwimmt die Grenze zwischen Desinteresse und Diskretion.

Suzu lernt schnell. Und sie lernt schnell Menschen kennen. Tote wie Lebendige, mit ganz unterschiedlichen Daseinswegen. Sie sieht Fassaden bröckeln und ihre eigene porös werden. Und obwohl ihr Goldhamster sich neuerdings vor ihr versteckt, ist sie mit einem Mal viel weniger allein.

Milena Michiko Flašar hat eine frische, oft heitere Sprache für ein großes Thema unserer Zeit gefunden. Und sie hat liebenswert verschusselte Figuren erschaffen, die man gern begleitet. Ein unvergesslicher, hellwacher Roman über die ›letzten Dinge‹.

 

Mit Unterstützung des Österreichischen Kulturforums fand die Buchpremiere von Milena Michiko Flašars Roman in Berlin im rbb Dachlounge Studio statt. Ein Ausschnitt des Abends kann online angehört werden.

Christoph Ransmayer „Unter einem Zuckerhimmel“

»In den ersten jener abenteuerlichen, von Rätseln erfüllten Jahre, die manchmal schwärmerisch Kindheit genannt werden, habe ich Erzählungen vor allem als Gesänge gehört.« Die ersten Geschichten im Leben Christoph Ransmayrs waren die Gesänge eines häuslichen Frauenchors, in dem seine Mutter und mit ihr eine Magd alles, was einem Kind erzählt werden sollte, sangen. Diesem Beispiel folgend erzählt Christoph Ransmayr nun in Balladen und Gedichten von abenteuerlichen Reisen nicht nur ins Hochgebirge, in das Blau des Himmels oder an den Meereshorizont, sondern durch die Zeit.

Anselm Kiefer hat Ransmayrs Balladen und Gedichte mit Serien von Aquarellen begleitet, die er ausschließlich für diesen Band geschaffen hat. Die vorliegende opulent ausgestattete Sammlung verschränkt die Sprache Christoph Ransmayrs mit der Kunst Anselm Kiefers. »Unter einem Zuckerhimmel« erscheint als der zwölfte Band, als Sonderband, in Christoph Ransmayrs Reihe »Spielformen des Erzählens«.

Michael Köhlmeier „Frankie“

Ein Teenager, ein soeben aus dem Gefängnis entlassener Großvater und eine geladene Pistole: Frank ist vierzehn, lebt in Wien, kocht gern und liebt die gemeinsamen Abende mit seiner Mutter. Aber dann gerät sein Leben durcheinander. Der Großvater ist nach achtzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden. Frank kennt ihn nur von wenigen Besuchen. Der alte Mann reißt den Jungen an sich, einmal tyrannisch, dann zärtlich. Frank ist fasziniert von ihm. Am Ende stehen sich die beiden auf einer Autobahnraststätte gegenüber wie bei einem Duell. Michael Köhlmeier erzählt von einer Initiation, von Rebellion und Befreiung und der ewigen Faszination des Bösen – von einem Duo, das man nie wieder vergisst.

Michael Köhlmeier „Matou“

Die großen Fragen der Menschheit – betrachtet von einem einzigartigen Kater: Matou. Sein Leben ist ein Sieben-Leben-Leben, es reicht von der Französischen Revolution bis in die Gegenwart. Seine Leidenschaft ist es, den Menschen verstehen zu lernen. E.T.A. Hoffmann und Andy Warhol kannte er persönlich, auf der Katzeninsel Hydra führte er einst einen autokratischen Staat und kämpfte im Kongo gegen die Kolonialherren. Matous Leben sind voller großer Abenteuer, er ist ein wilder Geschichtenerzähler und ein noch größerer Philosoph. Er ist der Homer der Katzen. Der neue große Roman von Michael Köhlmeier ist eine Liebeserklärung an Mensch und Tier: voller Sprachwitz und Ironie. Ein Geniestreich.

Im Zuge des Gastland-Auftritts Österreichs bei der Leipziger Buchmesse 2023 fand ein Abend zu Ehren von Michael Köhlmeier am Österreichischen Kulturforum statt. Die Aufzeichnung kann online angesehen werden.

Elfriede Gerstl – Werksammlung

Erstmals kann man im fünften Band der Werkausgabe einen Blick in die Schreibwerkstatt Elfriede Gerstls werfen, deren Nachlass eine große Zahl an unveröffentlichten Blättern und Notizbüchern enthält.

Behutsam wurde aus jenen Texten, die nicht bloß Fragment geblieben sind, eine Auswahl aus Lyrik, Prosa, Träumen, Reflexionen und Denkkrümeln getroffen. In den bisher unbekannten Texten aus sechs Jahrzehnten findet sich so manche Überraschung, denn wer hätte gedacht, dass die erklärte »Anti-Naturalistin« auch einige heiter-ironische Tiergedichte verfasst hat?

Elfriede Gerstl war Zeit ihres Lebens darauf bedacht, mit Informationen zu ihrem Werk und zu ihrer Person sparsam umzugehen. Der vorliegende Band versammelt nun neben den literarischen Texten wesentliche, teils sehr ausführliche Interviews, in denen sie mitunter sehr offen über ihre traumatischen Erfahrungen im Holocaust und die Mühen einer Randexistenz in der österreichischen Avantgarde spricht.

Am Österreichischen Kulturforum fand ein Abend zu Ehren der Künstlerin statt, welcher Online zum Nachschauen zur Verfügung steht.

Österreich-Bibliotheken im Ausland „Frachtbriefe: Zur Rezeption österreichischer Gegenwartsliteratur in Mitteleuropa“

Der 21. Band der Reihe „Transkulturelle Forschungen an den Österreich-Bibliotheken im Ausland“ mit dem Titel Frachtbriefe: Zur Rezeption österreichischer Gegenwartsliteratur in Mitteleuropa wird veröffentlicht. Herausgeber*innen des Sammelbandes sind Attila Bombitz, Christoph Leitgeb und Lukas Marcel Vosicky.

Frachtbriefe sind Dokumente, die der Zweifel begleitet, ob auch drinnen ist, was oben steht. Hier geht es um Autor*innen österreichischer Literatur unserer Zeit und die Frage, welche Vorstellungen von „Weltliteratur“ im Allgemeinen, welche Vorstellungen vom „Österreichischen“ und welche gesellschaftspolitischen Problemlagen ihre Rezeption in mitteleuropäische Literaturlandschaften transportiert – und welche Institutionen des literarischen Lebens dort ihre Rezeption befördern. Die Vielfalt des Bandes mutet bei der Lektüre die kritische Frage zu, inwieweit ein Container „mitteleuropäischer Kultur“ vertrauenswürdig ist und welche Zusammenhänge und offensichtlichen Zusammenhanglosigkeiten aus dem Verzeichnis seiner Inhalte entstehen.

Erscheint im Verlag new academic press, Oktober 2022

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Archiv des Schreibens

In den kommenden Monaten verspricht Österreich als Gastland der Leipziger Buchmesse 2023 zahlreiche Begegnungen mit österreichischen Autor*innen. Die nachhaltigsten und innovativsten finden in Kooperation mit dem ORF-Fernsehen statt: Es entsteht eine für lineares TV und Online entwickelte Serie mit dem Titel „Archiv des Schreibens“. Was damit gemeint ist? Ein filmisches Archiv österreichischer Gegenwartsliteratur, das zeitgenössische österreichische Autor:innen in ästhetisch wie inhaltlich anspruchsvoll gestalteten Kurzporträts einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. Mit dabei sind etwa Anna Baar, Xaver Bayer, Olga Flor sowie Valerie Fritsch, Maja Haderlap, Teresa Präauer und Robert Prosser.

Geplant sind bis zum März 2023 rund 20 filmische Kurz-Porträts, die ab der Auftaktpräsentation zum  Gastland-Auftritt Österreichs in der vergangenen Woche in Leipzig vom ORF sukzessive veröffentlicht werden. Alle Filme werden dann auf der Leipziger Buchmesse 2023 zu sehen sein: auf dem Messestand wie im Literaturhaus Leipzig.

Das erste Video-Porträt mit Teresa Präauer wurde am 21. März im Kulturmontag in ORF 2 ausgestrahlt.

Eva Menasse „Dunkelblum“

In ihrem aktuellen Roman entwirft Eva Menasse ein großes Geschichtspanorama am Beispiel einer kleinen Stadt, die immer wieder zum Schauplatz der Weltpolitik wird, und erzählt vom Umgang der Bewohner*innen mit einer historischen Schuld. »Dunkelblum« ist ein schaurig-komisches Epos über die Wunden in der Landschaft und den Seelen der Menschen, die, anders als die Erinnerung, nicht vergehen.

Jeder schweigt von etwas anderem. Auf den ersten Blick ist Dunkelblum eine Kleinstadt wie jede andere. Doch hinter der Fassade der österreichischen Gemeinde verbirgt sich die Geschichte eines furchtbaren Verbrechens. Ihr Wissen um das Ereignis verbindet die älteren Dunkelblumer seit Jahrzehnten – genauso wie ihr Schweigen über Tat und Täter. In den Spätsommertagen des Jahres 1989, während hinter der nahegelegenen Grenze zu Ungarn bereits Hunderte DDR-Flüchtlinge warten, trifft ein rätselhafter Besucher in der Stadt ein. Da geraten die Dinge plötzlich in Bewegung: Auf einer Wiese am Stadtrand wird ein Skelett ausgegraben und eine junge Frau verschwindet. Wie in einem Spuk tauchen Spuren des alten Verbrechens auf – und konfrontieren die Dunkelblumer mit einer Vergangenheit, die sie längst für erledigt hielten.

Am Österreichischen Kulturforum Berlin las Eva Menasse aus ihrem Roman Dunkelblum und führte mit dem Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, Hanno Loewy, ein Gespräch. Der Wiener Cellist und Komponist Lukas Lauermann begleitete den Abend musikalisch. Zum Nachsehen hier.

Alexander Keppel „Der Zweite Kontinent“

»Der Zweite Kontinent« behandelt Geschichte nicht als Friedhof der Zeit, sondern als einen Fundus an Fakten und Figuren, der auferweckt und neu arrangiert werden kann. Ereignisse lösen sich aus ihrer historischen Verankerung und fügen sich zu einer utopisch-flimmernden Parallelwelt, in der für einen Augenblick auch die Liebe möglich scheint. Ein Roman wie eine satirische Parabel auf unsere postfaktische Informationsgesellschaft; ein gewagtes Debüt, das die Dinge zum Tanzen bringt.

Alexander Keppel, geboren 1982 in Berlin. Studierte Kommunikationsdesign und Freie Kunst in Potsdam und Posen. Lebt seit 2015 in Wien. Betreibt den Blog »Der Luftraum« auf derstandard.at.

Erschienen im Drava Verlag, Mai 2022

 

Foto (c) Drava Verlag

Robert Menasse „Die Erweiterung“

Der große, mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnete Europa-Roman Die Hauptstadt von Robert Menasse erfährt seine Fortsetzung. In Die Erweiterung richtet sich sein Blick über das glatte Brüsseler Parkett hinaus auf den Westbalkan. Zwei „Blutsbrüder“ aus dem einstigen polnischen Untergrundkampf, der eine inzwischen polnischer Ministerpräsident, der andere in Brüssel zuständig für die Erweiterungspolitik, werden im Zusammenhang des Beitrittsgesuchs Albaniens zu unerbittlichen Feinden.

Robert Menasse wurde 1954 in Wien geboren und ist auch dort aufgewachsen. Er studierte Germanistik, Philosophie sowie Politikwissenschaft in Wien, Salzburg und Messina. Nach diversen Lehraufträgen an der Universität São Paulo kehrte er 1988 aus Brasilien zurück und lebt seither als Literat und kulturkritischer Essayist hauptsächlich in Wien.

Erschienen im Suhrkamp Verlag, 10. Oktober 2022

Veranstaltungstipp: Am Dienstag, 11.10. findet um 20 Uhr am Pariser Platz (Akademie der Künste) im Plenarsaal eine Buchpräsentation mit Robert Menasse statt.
Foto (c) Suhrkamp Verlag
Anna Kim „Geschichte eines Kindes“
In Anna Kims Geschichte eines Kindes geht es um die so wirkmächtige wie fatale Idee von „Rasse“, die bis heute nicht nur die Gesellschaft prägt, sondern auch den privaten Raum durchdringt, Familien entzweit, Karrieren verhindert und auch Lebenswege bestimmt.
Die Handlung spielt in einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Wisconsin, in dem die zwanzigjährige Telefonistin Carol Truttman im Juli 1953 ein Kind zur Welt bringt. Noch in derselben Nacht gibt sie den Jungen zur Adoption frei. Daniel (Danny), so sein Name, bleibt in der Obhut eines Sozialdienstes. Bald sehen sich die betreuenden Kinderschwestern mit einem aus ihrer Sicht schwerwiegenden Verdacht konfrontiert: Das Baby scheint, anders als von der Mutter angegeben, nicht »weiß« zu sein, sondern, wie es in der Behördensprache der damaligen Zeit heißt, »indianisch«, »polnisch« oder »negrid« – ein Skandal in einer homogen weißen, den rigorosen Gesetzen der Rassentrennung unterworfenen Gesellschaft. Eine Sozialarbeiterin soll die wahre ethnische Herkunft des Kindes ermitteln. Dazu muss sie allerdings den Vater des Kindes ausfindig machen, dessen Identität die leibliche Mutter nicht preisgeben will.

„(…)„Die Geschichte eines Kindes“ [demonstriert] durch die Parallelführung der unterschiedlichen Schicksale von Danny und der Erzählerin, wie sich der Rassismus durch die Jahrzehnte und verschiedensten Gesellschaften zieht, wie sehr Aussehen und Herkunft gerade in homogenen Umgebungen Lebenswege entscheidend beeinflussen, von Ha, von Danny, auch von Franziska selbst“, schreibt Gerrit Bartels im Tagesspiegel.

Anna Kim wurde 1977 in Südkorea geboren, zog 1979 mit ihrer Familie nach Deutschland und schließlich weiter nach Wien, wo die Autorin heute lebt. Für ihr erzählerisches und essayistisches Werk erhielt sie zahlreiche Stipendien und Preise, darunter den Literaturpreis der Europäischen Union.

Erschienen im Suhrkamp Verlag, 15. August 2022.

Am 15. Oktober besprechen Franziska Walser und Thomas Geiger vom Literarischen Colloquium Berlin den Roman im rbbKultur Podcast. Zu hören hier.

Foto (c) Suhrkamp Verlag

Shelly Kupferberg „Isidor. Ein jüdisches Leben“

Eine Neuerscheinung, auf die wir uns schon lange freuen und die wir Ihnen sehr ans Herz legen.

„Was bleibt von einem Menschen übrig, wenn nichts von ihm übrigbleibt?“ Anhand von Familienbriefen und Fotos, alten Dokumenten und Archivfunden zeichnet Shelly Kupferberg die Konturen eines erstaunlichen Werdegangs nach, eines rasanten gesellschaftlichen Aufstiegs.

Dr. Isidor Geller hat es geschafft: Er ist Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund und Kunstsammler und nach zwei gescheiterten Ehen Liebhaber einer wunderschönen Sängerin. Weit ist der Weg, den er aus dem hintersten, ärmlichsten Winkel Galiziens zurückgelegt hat, vom Schtetl in die obersten Kreise Wiens. Ihm kann keiner etwas anhaben, davon ist Isidor überzeugt. Und schon gar nicht diese vulgären Nationalsozialisten.

Shelly Kupferberg, geboren 1974 in Tel Aviv, ist in Westberlin aufgewachsen und hat Publizistik, Theater- und Musikwissenschaften studiert. Sie ist Journalistin und moderiert für Deutschlandfunk Kultur und RBB Kultur diverse Sendungen zu Kultur und Gesellschaft. Shelly Kupferberg lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Erschienen im Diogenes Verlag, 24. August 2022.

 

Foto (c) ÖKF Berlin

Judith W. Taschler „Über Carl reden wir morgen“

Kurz nach der Jahrhundertwende wandert der zwanzigjährige Eugen Brugger nach Amerika aus, er ist rastlos, lebt in Milwaukee, St. Louis, Cincinnati, Boston, dass er vor etwas flieht, weiß niemand. Zwei Jahre lang arbeitet er als Bauarbeiter in San Francisco, das von einem Erdbeben zerstört wurde und in kürzester Zeit neu aus dem Boden gestampft wird. Schließlich lässt er sich in den Wäldern von Massachusetts nieder, um dort mit einem Landsmann ein Holzunternehmen aufzubauen.
Währenddessen kämpft sein Zwillingsbruder Carl im großen Krieg täglich um sein Überleben.

Erst fünfzehn Jahre später kehrt Eugen, nicht ganz freiwillig, in seine österreichische Heimat zurück. In einem Brief seiner Schwester hat er erfahren, dass Carl – wie auch sein Bruder Gustav – im Krieg gefallen sind. Da er der einzige verbleibende Sohn der Familie ist, sind dringend Erbschaftsangelegenheiten zu regeln. Im Heimatdorf dauert es nicht lange, bis ihn seine Vergangenheit einholt.

Doch die Geschichte der Familie Brugger beginnt zwei Generationen vorher. Im Jahr 1828 verlässt die nicht einmal 18jährige Rosa heimlich ihre Familie und geht nach Wien, wo sie als Dienstmädchen bei einer adligen Familie arbeitet. Ein Leben wie das ihrer Mutter möchte sie nicht führen. Zwei Jahrzehnte später, im Revolutionsjahr, kehrt sie zu ihrem verwitweten Bruder Anton zurück, um seine Kinder großzuziehen. Was ihr bei ihrer Herrschaft zugestoßen ist, verschweigt sie ihrem Bruder …

 

Dr. Denise Quistorp: „“Über Carl reden wir morgen“…aber lesen sollten wir diesen wunderbaren Familienroman am besten gleich heute, unbedingt! Judith Taschler erzählt eine fesselnde und bewegende Geschichte von drei Generationen der Familie Brugger aus dem Mühlviertel, in der die Frauen eine besondere Rolle spielen.“

Judith W. Taschler, Über Carl reden wir morgen, Zsolnay, April 2022

Stefan Kutzenberger Triologie rund um den Helden Stefan Kutzenberger

Das Projekt von Stefan Kutzenberger “Die Blaue Dame im Grünen. Bilder aus dem Text” wurde für die Initiative Internationale Literaturdialoge 2021 ausgewählt. Gemeinsam mit der US-Amerikanischen Institution OpenAI und dem Open Austria Art and Tech Lab will Kutzenberger künstlerisches Schaffen mit künstlicher Intelligenz verbinden. Die künstliche Intelligenz DALL-E soll Gedichte von Egon Schiele in eine visuelle Formensprache übersetzen. Von Interesse sind die bildlichen Assoziationen zum Text, die dabei entstehen.

So experimentell Stefan Kutzenberger an die Wissenschaft heran tritt, so experimentierfreudig ist der Autor auch in seinem literarischen Schaffen. Der Autor stellte seinen neuen Roman „Kilometer null“ (Berlin Verlag, 2022) am 09. Juni 2022 im Österreichischen Kulturforum Berlin vor. Der fiktive Roman erzählt von den Abenteuern des österreichischen Exilschriftstellers Kutzenberger, der im uruguayischen Grenzort Santa María dem Krieg, ausgelöst durch die Literatur, ins Antlitz schaut. Die Geschichte greift Themen der Fremdenfeindlichkeit, Flucht und Zugehörigkeit auf. Stefan Kutzenberger schickt uns auf eine Reise durch einen poetischen Kosmos, der durch die literarische Geografie Lateinamerikas führt, mit unzähligen Anspielungen auf große Literaten gespickt ist und dabei den Humor nicht aus den Augen verliert.

Wenn Sie neugierig geworden sind, empfehlen wir Ihnen diesen Roman und zum Nachschauen die „Kilometer null“ – Buchpräsentation mit Stefan Kutzenberger, der Verlagschefin des Piper Verlages, Felicitas von Lovenberg und dem NASOM-Ensemble Tribidabo.

Wir freuen uns sehr, dass der oberösterreichische Autor damit also auch den letzten Teil seiner Triologie rund um den gleichnamigen Helden Kutzenberger bei uns vorgestellt hat – wie auch die ersten beiden Teile: „Friedinger“ (Deuticke, 2018) und „Jokerman“ (Berlin Verlag, 2020).

Foto: Berlin Verlag

 

 

Alia Trabucco Zerán „La Resta – Die Differenz“

Die bekannte Schriftstellerin Alia Trabucco Zerán wird in diesem Jahr mit dem angesehenen Anna-Seghers-Preis ausgezeichnet.

Die Schriftstellerin wurde zu der am 11. Juni in Berlin stattfindenden Überreichung der Auszeichnung eingeladen. Anlässlich dieser Gelegenheit wird die Botschaft der Republik Chile in der Bundesrepublik Deutschland ein literarisches Kolloquium und eine Lesung ihres Werkes „La Resta – Die Differenz“ organisieren. Das Buch wurde durch das österreichische Verlagshaus Bahoe Books mit der Hilfe das Programms für Übersetzungen für ausländische Verlagshäuser der Kulturabteilung DIRAC des chilenischen Außenministeriums ins Deutsche übersetzt. Benjamin Loy, der Übersetzer, ist Wissenschaftler an der Universität Wien.

Mehr Informationen zu den Beteiligten und der Veranstaltung finden Sie hier.

Norbert Gstrein „Der zweite Jakob“
2021 verleihen die Bayerische Amerika-Akademie Der Schönen Künste und die Hansestadt Lübeck gemeinsam den Thomas-Mann-Preis an den österreichischen Schriftsteller Norbert Gstrein. Der Tiroler, der seit vielen Jahren in Hamburg lebt, zählt zu den virtuosesten deutschsprachigen Erzählern der Gegenwart, so die Jury, sein Werk zeichnet sich durch scharfsinnige Beobachtungen der Gegenwart aus.
Corona-bedingt fand die Verleihung an Norbert Gstrein erst im Juni 2022 in München statt. Mehr über den Abend können Sie hier nachlesen.
Wir gratulieren sehr herzlich und empfehlen seinen aktuellen Roman „Der zweite Jakob“ (Hanser Literaturverlage) gerne weiter.
Kathrin Röggla „AUSREDEN. Rausreden. Auserzählen. Abschreiben.“

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung „Kein Ich ohne ein Du“ des Gastlandauftritts Österreichs bei der Leipziger Buchmesse 2023, präsentierte Kathrin Röggla ihr neuestes Buch „AUSREDEN. Rausreden. Auserzählen. Abschreiben.“ im Kulturforum.

Bedingt durch die Corona-Pandemie musste Kathrin Röggla ihre Vorlesung zur Kunst des Schreibens von dem physischen Raum in den virtuellen verlegen. Dass diese digitalen Zusammenkünfte allerdings meist nicht ganz reibungslos verlaufen, ist bekannt. Mögliche Störfaktoren gibt es unzählige, wie ein schriller Ton und eine schlechte Internetverbindung. Wie genau sich dieser unterbrochene Redefluss aber auf unsere Kommunikation auswirken kann, versucht Kathrin Röggla mit ihrem Werk performativ zu erforschen. Von dem Ausreden, Unterbrochen-werden, Erzählen und Schweigen wird rollenspielartig erzählt und spiegelt dabei ein gesellschaftliches Miteinander wider. „AUSREDEN. Rausreden. Auserzählen. Abschreiben.“, herausgegeben vom Literaturverlag Droschl, vereint vielschichtige Ebenen des Schreibens und der Kommunikation.

Marie Gamillscheg „Aufruhr der Meerestiere“

Als Biologin erforscht Luise weitgehend unbekanntes Terrain tief unter dem Meeresspiegel. Doch auch die familiären Abgründe ihres Privatlebens drängen darauf, erforscht zu werden.

Luise ist klug und unabhängig. Die junge Frau hat sich als Meeresbiologin einen exzellenten Ruf erarbeitet, ihr Spezialgebiet: die Meerwalnuss, eine geisterhaft illuminierte Qualle im Dunkel der Ozeane. Als Luise für ein Projekt mit einem renommierten Tierpark nach Graz reisen soll, zögert sie nicht lange. Doch Graz, das ist auch ihre Heimatstadt, da ist die Wohnung ihres abwesenden und plötzlich erkrankten Vaters. Und dort ist die Geschichte einer jahrelangen Sprachlosigkeit und Fremdheit zwischen ihnen.

Soghaft und strömend erzählt die schreibART-Autorin Marie Gamillscheg von der allmählichen Befreiung aus den Zwängen der eigenen Kindheit, des eigenen Körpers und aus den Gesetzen, die andere für einen gemacht haben. Es ist zugleich der Versuch, die Unmöglichkeit einer Beziehung zu erfassen: zwischen Mensch und Tier, Mann und Frau, Vater und Tochter.

 

Rainhard Kaiser-Mühlecker „Wilderer“

„Die Zeit aufzeichnen, wie ich sie wahrnehme“: Reinhard Kaiser-Mühlecker sprach am 12. April 2022 bei der Deutschland- Buchpremiere seines neuen Romans „Wilderer“ in der Buchhandlung Knesebeck 11 über die Motive und Landschaften, aus denen sein Schreiben entsteht.

In dem gedankenvollen und mitunter auch launigen Gespräch mit Felix Palent ging es dann auch um die Grenzen der Möglichkeiten zwischen Menschen, Kommunikation jenseits der Sprache und gute Gründe fürs Lesen: nämlich die eigene Welt zu vergrößern- wenn schon nicht zu verbessern.

Kaśka Bryla „Die Eistaucher“

 „“Die Eistaucher“, sagte Ras dann. Aus dem Nichts heraus. „Wir sind die Eistaucher“. Verblüfft starrte Jess ihn an. Hatte er ihre Gedanken gelesen? Inga nickte langsam. „Die Eistaucher“, wiederholte sie, um den Namen mit ihrer eigenen Stimme zu hören.“

Inga, Jess und Ras sind Außenseiter*innen und besuchen gemeinsam eine Schulklasse in den 90er Jahren. Die drei Jugendlichen finden sich zu einer verschworenen Gruppe zusammen, die nichts trennen kann. Eines Nachts sind sie zufällige Zeugen eines brutalen polizeilichen Übergriffs, der folgenlos bleibt. Daraufhin bewegen sich die Jugendlichen zwischen den Grenzen der Gerechtigkeit, der Radikalisierung und schlussendlich der Selbstjustiz. Nach zwanzig Jahren taucht ein geheimnisvoller Fremder auf, der das Gleichgewicht zu stören scheint und alte Wunden aufreißt. Die Erzählung stellt die Frage nach der Bedeutung des eigenen Wortes im Laufe der Zeit. Hat das, was ich im Hier und Jetzt verspreche, in zwanzig Jahren immer noch dieselbe Gewichtung? „Die Eistaucher“ von schreibART-Autorin Kaśka Bryla ist ein spannender Roman mit Krimielementen, der vielschichtige Themen aufgreift, wie das Queersein, psychische Erkrankungen und die Verletzlichkeit des Menschen.

Eine Empfehlung für Leser*innen, die sich gerne den Extremen von eiskalt und brennend heiß aussetzen möchten.

Daniel Wisser „Wir bleiben noch“

Mit hinreißend lakonischem Witz erzählt Daniel Wisser von vier Generationen einer Familie, durch die sich die Gräben eines ganzen Landes ziehen. Er zeichnet das Bild einer Gesellschaft, der langsam dämmert, dass sich der Traum vom ungebremsten Fortschritt gegen sie wendet. Die Welt um Victor Jarno hat sich verändert – und wie immer hat er es zu spät bemerkt.

Victor ist Mitte vierzig, kinderlos und der letzte Sozialdemokrat in einer Wiener Familie mit sozialistischen Wurzeln bis in die Kaiserzeit. Nur scheint sich niemand daran zu erinnern, selbst seine Mutter und seine Tante hat der politische Rechtsruck erfasst. Mit der Rückkehr von Victors Cousine Karoline aus dem Ausland, flammt eine dreißig Jahre alte heimliche Liebe wieder auf: Beide verachten e-Scooter, Stand-up-Paddling und die regierenden Rechtsparteien.

Doch als aus ihnen ein Paar wird, droht die Familie an dem Skandal zu zerbrechen. Noch dazu vererbt ihnen die Großmutter vor ihrem Tod ihr Haus auf dem Land, in das Cousine und Cousin nun zum Missfallen ihrer Eltern, die das Haus gerne geerbt hätten, einziehen. Was aber lässt sich in einer Welt, in der ihre Ideale im Niedergang begriffen sind und ihre Familie zerbricht, noch retten?

 

Foto: ÖKF Berlin

Sandra Jungmann „Laut und selbstbestimmt. Wie wir wurden, wer wir sind“

Zum Internationalen Frauentag am 08. März 2022 empfehlen wir das neue Buch von Sandra Jungmann. Geboren 1987 in Villach, Kärnten startete sie Alter von 20 Jahren ihre journalistische Laufbahn. Zehn Jahre lang arbeitete sie bei WOMAN – Österreichs größtem Frauen und Lifestylemagazin – und leitete dort das Kulturressort.

In 15 Porträts stellt sie in „Laut und selbstbestimmt. Wie wir wurden, wer wir sind“ eindrucksvolle Charaktere unserer Zeit vor. Junge Feminist*innen, die neue Wege einschlagen. Sie sind Kämpfer*innen für Selbstbestimmung und gegen Diskriminierung. Sie rütteln auf, polarisieren und nehmen sich kein Blatt vor den Mund. (Leykam Buchverlag)

 

Foto: ÖKF Berlin

Elke Laznia „Lavendellied“

Als Einstimmung auf das Poesiefestival Berlin empfehlen Lavendellied von Elke Laznia – ein Prosagedicht, ein „lyrischen Gesang“ über „das alte Lied der Wiederholungen über Generationen“. Elke Laznia würde am liebsten schreiben, ohne etwas zu erzählen, nur neue Formen und Bilder und im Rhythmus der Worte eine unverwechselbare Sprache finden. Und so tauchen Gedanken und Erinnerungen an Eltern, Kinder und Partner aus einem rauschenden Sprachfluss wie Inseln auf.

 

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Friederike Mayröcker „da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete“

»Verehrte Lauscher und Lauscherinnen versuchen Sie nicht das Geheimnis dieses Textes zu lüften«, verfügt Friederike Mayröcker in ihrem neuen Prosawerk – aber schon sein Titel legt eine unfehlbare Spur. da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete lässt keine Zweifel an dem, was immer noch Tag für Tag zu tun ist: hellwach und neugierig auf die Welt blicken und ihr eine Kunst abgewinnen, die Wörter in Sternschnuppen verwandelt und die Sprache selbst als einen schier unerschöpflichen poetischen Zauberkasten begreift: »meine Texte entstehen durch sich fortpflanzende Augen«, so eines der Geheimnisse, das die Wiener Dichterin ihren Leserinnen und Lesern doch noch preisgibt.

Mag die »Leibhaftigkeit« im hochbetagten Alter auch mühselig geworden sein, mögen die Listen an Wörtern, die mit den Jahren abhandengekommen sind, auch länger werden, wie die Poetin selbst beklagt – »in meinen Träumen bin ich jung, in meinen Träumen bin ich high«, versichert Friederike Mayröcker, und dieses Credo gilt umso mehr für ihre unvergleichliche, grenzenlose und ganz und gar unausdeutbare Dichtung.

Friederike Mayröcker verstarb am 4. Juni 2021 mit 96 Jahren. Einen Nachruf von Björn Hayer lesen Sie hier.

 

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Nava Ebrahimi „Das Paradies meines Nachbarn“

Schon bevor sie im Juni 2021 den Ingeborg-Bachmann-Preis gewann, schrieb die in Teheran geborene, in Köln aufgewachsene und nun in Graz lebende Autorin Literatur, die existentielle Fragen der Menschen anspricht und dabei die ganze Welt enthält – Weltliteratur. Mehr Infos zum Buch finden Sie hier.

 

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Eva Menasse „Vienna“

Botschafter Peter Huber empfiehlt im SZ- Magazin das Buch Vienna von Eva Menasse als einen Roman, der Österreich nahe bringt. In ihrem literarischen Debüt beschreibt sie den Weg einer Wiener Familie mit zur Hälfte jüdischen und zur Hälfte katholischen Wurzeln. Es ist eine mitreißende Erzählung, in der sich auch die Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert spiegelt, voller origineller Charaktere, die sich geistreich und mit Humor durch die todernsten Zeiten retten.
Die Buchempfehlung ist in der 28. Ausgabe des Süddeutsche Zeitung Magazin zu lesen.

 

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Mit den Augen von Zeitgenossen. Erinnerungen an Paul Celan

Berühmt wurde er mit seinem 1947 erschienen Gedicht „Todesfuge“;  zu seinem 100. Geburtstag erscheint ein Band, in dem sich Wegbegleiter*innen an den großen Dichter Paul Celan erinnern.

„Mit den Augen von Zeitgenossen. Erinnerungen an Paul Celan“, herausgegeben und kommentiert vom Czernowitzer Germanist Petro Rychlo, porträtiert den Dichter als Menschen, als Spiel- und Schulkameraden, Kollegen und Gefährten, als Freund und Geliebten. Anhand teils unveröffentlichter Erinnerungen von 55 seiner Weggefährt*innen, entsteht dadurch ein neues Gesamtbild des Schriftstellers. Rychlo hat alle Texte, Interviews, Briefe, Auszüge aus Büchern und Übersetzungen aus verschiedensten Sprachen nach Schauplätzen angeordnet. So können auch die Leser*innen die Lebensetappen Celans nachvollziehen: Czernowitz, Bukarest, Wien, Paris. Anders jedoch als in den bisherigen Biografien, lässt Rychlo nicht nur einen Erzähler zu Wort kommen, sondern einen ganzen Chor an Stimmen. Stets fließen persönliche selbstreflektierende Elemente in die Erzählungen der Zeitgenoss*innen ein. Moshe Barash, geboren 1920 in Czernowitz, berichtet von seinem Kindheitsfreund Paul, Malzia Fischmann-Kahwe über einen ironischen, Witze reißenden und „seine Ohren bewegenden“ Celan. Auch Bilder des psychisch kranken und von Misstrauen besessenen Dichters, geprägt vom Kollegen und Lektor Jacques Derridas, finden sich im Werk. Das Buch richtet sich daher zu Recht gleichermaßen an Celan-Kenner wie auch an einen breiteren Leser*innenkreis.

Petro Rychlo (Hg.) „Mit den Augen von Zeitgenossen. Erinnerungen an Paul Celan“, erschienen am 16. November 2020, im Verlag Suhrkamp.

Carolina Schutti „Der Himmel ist ein kleiner Kreis“

„Der Himmel ist ein kleiner Kreis“ – das ist der poetische Titel des neuen Romans der in Innsbruck lebenden Autorin Carolina Schutti. Im Zentrum des Buchs stehen zwei Frauen, die bei aller Verschiedenheit eines gemeinsam haben: die Suche nach Freiheit.
Unser aktueller Buchtipp kommt diesmal von 3sat inklusive Video, das hier sehen können.

 

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Clemens J. Setz „Die Bienen und das Unsichtbare“

Der Grazer Ingeborg-Bachmann-Preisträger Clemens J. Setz hat mit „Die Bienen und das Unsichtbare“ ein Buch über das einander Verstehen geschrieben, indem er Plansprachen wie Esperanto oder Blissymbolics, gespickt mit Ausflügen ins Klingonische, erkundet und dabei seine persönliche Geschichte erzählt.

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Ruth Klüger „weiter leben – Eine Jugend“

„Erinnerung verbindet uns, Erinnerung trennt uns.“
Aus gegebenem Anlass empfehlen wir Ruth Klügers Autobiographie „weiter leben. Eine Jugend“ über  die Deportation der elfjährigen Tochter eines Wiener Arztes nach Theresienstadt, Auschwitz und Christianstadt und die Schrecken und Brutalität des Nationalsozialismus. Die Bibliothekswissenschaftlerin und Germanistin Ruth Klüger schrieb diese Erinnerungen, die die Erlebnisse und den Überlebenswillen des jungen Mädchens in einer direkten, unsentimentalen Sprache besonders eindrücklich nahebringen, im Alter von 60 Jahren in Göttingen. Das 1992 erschienene Buch war ein großer Erfolg und gehört gemeinsam mit dem zweiten Band ihrer Lebenserinnerungen „unterwegs verloren“ zu einem der bedeutendsten und bewegendsten Bücher der „Erinnerungsliteratur“.
Ruth Klüger lehrte in Princeton und an der University of California in Irvine; Göttingen, „die Stadt, in der sie zur Schriftstellerin wurde“, wurde ihre Drittheimat – neben den USA und dem siebenten Wiener Gemeindebezirk. Die Wissenschaftlerin und Kleist-Spezialistin Ruth Klüger war auch Feministin und schrieb zwei weitere Bücher, die wir sehr empfehlen: „Frauen schreiben anders“ und „Frauen lesen anders“. Ruth Klüger starb in Kalifornien kurz vor ihrem 89. Geburtstag.

 

 

Doris Knecht „Die Nachricht“

Souverän, digital affin, erfolgreich und liebevoll eingebunden in Familie und Freundeskreis erhält die Heldin anonyme, beleidigende, bedrohliche Nachrichten; auch wenn bald deutlich wird, wer dahinterstecken könnte, bleibt die Spannung bis zuletzt aufrecht, und eigentlich auch darüber hinaus, denn wie ist dem beizukommen? Fesselnd und großartig erzählt! Mehr Infos zum Buch finden Sie hier.

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Ljuba Arnautovic „Im Verborgenen“

Eine Familiengeschichte, die im alten Österreich beginnt, von Tschechien, Bosnien, dem Austro-Faschismus und Kommunismus erzählt und auch noch das 20. Jahrhundert umfasst, mit einer Frau im Zentrum, die die Großmutter der Autorin ist und die mehr erlebt, erträgt und bewegt als eigentlich in ein Frauen-Leben passt. Mehr Infos zum Buch finden Sie hier.

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Barbara Frischmuth „Dein Schatten tanzt in der Küche“

So schöne, berührende Geschichten von Frauen, ja man wünschte, sie könnten in der Küche tanzen und müssten nicht traurig sein, aber sie behaupten sich je auf ihre Weise, wie im wahren Leben. Mehr Infos zum Buch finden Sie hier.

 

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Angela Lehner „2001“

Angela Lehner wurde mit ihrem Erstlingswerk „Vater unser“ mit unter anderem dem Österreichischen Buchpreis für das beste Debüt 2019 ausgezeichnet. Ihr zweites Werk „2001“ ist ein kluges und komisches Porträt der Generation Y, angesiedelt in einer österreichischen Kleinstadt namens „Tal“. Die Jugendlichen der „Restmüll“-Klasse nehmen an einem Experiment ihres Geschichtelehrers teil, das kläglich scheitert, ihnen aber auf eigentümliche Weise hilft, ihre Rolle in der Welt zu finden.

Zu Angela Lehners „2001“ gibt es gar eine eigene Spotify-Playlist, zusammengestellt vom Hanser-Literaturverlag. Ein Literaturvergnügen für alle Sinne!

 

Foto: ÖKF Berlin

Karl Kraus „Der Widersprecher“

Umfangreich und umfassend, alles, was es über den berühmten und berüchtigten Schriftsteller – „ den größten und strengsten Mann“ im damaligen Wien – zu wissen gibt, von Jens Malte Fischer sachkundig und wunderbar lesbar geschrieben. Was hat uns der „Widersprecher“ heute zu sagen? Er setzte sich permanent kritisch und kompromisslos mit dem sozialen, politischen und kulturellen  Geschehen seiner Zeit auseinander, orientierte sich dabei immer wieder neu, irritierte damit auch Freund und Feind. Und er fand dafür in seinen Werken eine einzigartige Sprache, gnadenlos, satirisch  und geist- reich:  „Ein Aphorismus braucht nicht wahr zu sein, aber er soll die Wahrheit überflügeln. Er muss mit einem Satz über sie hinauskommen.“ Er kommt tatsächlich über sie hinaus, mit Leichtigkeit und wirkt bis in unsere Zeit.

 

Foto: ÖKF Berlin

3 Bücher über das Reisen

Die Unmöglichkeit zu reisen, wie wir es kennen, ist eine der Einschränkungen der Corona-Pandemie, die uns besonders zu schaffen macht, denn „beim Reisen begegnet man neben dem Fremden auch sich selbst“. So empfehlen wir erneut, zu Büchern zu greifen, die uns auf Reisen mitnehmen, Reisen an fremde Orte, in andere Zeiten, in die Leben und Gedanken, in die Literatur und Sprache dreier bedeutender österreichischer Dichter:

Karl-Markus Gauß nimmt uns an unbekannte Orte mit, wie nach Berat in Albanien, Odessa und in das „eiserne Herz des Waldviertels“, zu erstaunlichen Menschen wie einem muslimischen Sommelier und reflektiert in seiner feinsinnigen Sprache über Demut und die Sprache der Politik. Und findet in den kleinen, meist unbeachteten Details der Wirklichkeit so etwas wie Wahrheit. Ein großer Literat, wie er es ist, kann das!
Karl-Markus Gauß, Die unaufhörliche Wanderung, Paul Zsolnay Verlag, 2020

„Die große Strasse“ von Peter Rosei, erschienen 2019 im Residenz Verlag, versammelt Aufzeichnungen zu seinen Reisen aus 50 Jahren, nach Asien, in die Amerikas und durch Europa. Aber wie das so ist mit Reisen, werden die Aufzeichnungen darüber auch zu einer Lebensgeschichte, einem Logbuch, wie er schreibt. Denn „nebenbei ist hier zu sehen, wie einer wurde, wie er ist.“

Auch die neue Textsammlung des Büchner-Preisträgers Josef Winkler kann man wohl als eine Lebensgeschichte lesen, in der seine Reisen, seine Herkunft aus Kärnten  und seine Lektüren mit Hilfe seiner großen, preisgekrönten Sprachkunst zusammen kommen: er zitiert und experimentiert, probiert aus, und „auch wenn sie oft vom Tod erzählt, so atmet und lebt seine Sprache doch wie wenige“.
Josef Winkler, Begib Dich auf die Reise oder Drahtzieher der Sonnenstrahlen, Suhrkamp Berlin, 2020

Werke von Alfred Kolleritsch

Wir gedenken Alfred Kolleritsch, der im Alter von 89 Jahren am 29. Mai 2020 in Graz gestorben ist. Der Mitbegründer des Grazer „Forum Stadtpark“ und Herausgeber der Literaturzeitschrift „manuskripte“ war eine der zentralen Figuren im österreichischen Literaturbetrieb. Er wird uns auch mit seinen Gedichten und Romanen in Erinnerung bleiben.

Foto: ÖKF Berlin

Johanna Maier „Meine gesunde Küche“

Träumen Sie in diesen dunkelgrauen Tagen auch von blühenden Sommerwiesen, duftenden Wildkräutern und frisch geerntetem Obst und Gemüse? Ein Stückchen näher kommen wir dem Traum – wie so oft – ,wenn wir zunächst ein Buch in die Hand nehmen: in diesem Fall „Meine gesunde Küche“ von Johanna Maier.
Die vielfach preisgekrönte „beste Köchin Österreichs“ weckt mit diesem schön geschriebenen und gestalteten Buch nicht nur die Lust am Kochen und Genießen; sie vermittelt auch Grundwissen über Kräuter, Gewürze und Lebensmittel und natürlich auch eine Reihe „Rezepte für jeden Tag“, die zeigen, dass gesunde Ernährung köstlich schmeckt und gar nicht schwer zu bewerkstelligen ist. Lassen Sie sich inspirieren von den mit leichter Hand und großer Überzeugung geschriebenen Gedanken zu gesunder Ernährung, Sinnenfreuden und Leben im Einklang mit der Natur, bevor Sie dann natürlich irgendwann in die Küche entschwinden wollen, um endlich einen „richtigen“ Kaiserschmarrn zu machen.

Text & Foto: Denise Quistorp

Daniel Kehlmann „Mein Algorithmus und Ich“

Lange musste der österreichisch-deutsche Autor Daniel Kehlmann nicht überlegen, ob er die Einladung von Open Austria im Februar 2020 annehmen sollte. Ein Computer als zukünftiger Co-Autor, das könnte die Zukunft sein!
So reiste er ins Silicon Valley, um mit einer von dem US-Wissenschaftler und Philosophen Bryan McCann entwickelten Künstlichen Intelligenz, genannt CTRL, eine Kurzgeschichte zu schreiben. Das Experiment scheiterte und war doch kein Misserfolg, denn was bleibt, ist der Erkenntnisgewinn. Daniel Kehlmann spricht in seiner nun in Buchform erschienen „Stuttgarter Zukunftsrede“ über das Wesen des Geschichtenerzählens, das sprachliche Intelligenz und emotionales Bewusstsein erfordert, die ein Algorithmus wohl nie in der Form wie sie Menschen aufbringen, erreichen kann.

Der Autor war der erste Redner der „Stuttgarter Zukunftsrede“ am 09. Februar 2021. Die vom Literaturhaus Stuttgart initiierte Reihe will damit öffentliche Reflexionen zur Zukunft ermöglichen und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass wir alle in ein gestaltendes Verhältnis zu ihr treten können und sollen.

 

Foto: ÖKF Berlin

Christoph Ransmayr „Cox oder Der Lauf der Zeit“ und „Atlas eines ängstlichen Mannes“

Cox oder Der Lauf der Zeit: Ein farbenprächtiger Roman über einen maßlosen Kaiser von China und einen englischen Uhrmacher, über die Vergänglichkeit und das Geheimnis, dass nur das Erzählen über die Zeit triumphieren kann.

Atlas eines ängstlichen Mannes: Eine einzigartige, in siebzig Episoden durch Kontinente, Zeiten und Seelenlandschaften führende Erzählung. »Ich sah…«, so beginnt der Erzähler nach kurzen Atempausen immer wieder und führt sein Publikum an die fernsten und nächsten Orte dieser Erde. Wie Landkarten fügen sich dabei Episode um Episode zu einem Weltbuch, das in atemberaubenden Bildern Leben und Sterben, Glück und Schicksal der Menschen kartographiert.

Wir gratulieren Christoph Ransmayr herzlich zum Ludwig-Börne-Preis 2020 für herausragende Essays, Kritik und Reportagen, den ihm Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 8. August 2021 im Schloss Bellevue in Berlin verlieh. Die vollständige Laudatio zum Nachlesen finden Sie hier.

Foto: ÖKF Berlin

Philipp Blom „Wo die Drachen wohnen“

Eigentlich war geplant, dass der deutsche Schriftsteller und Historiker Philipp Blom die österreichische Auslandskulturtagung 2020 mit einer Rede eröffnet. Da sich in Zeiten der Pandemie jedoch wenig als planbar und vieles als ungewiss erwies, fand die Veranstaltung und damit auch ihre Eröffnungsrede nie statt.

Nichtsdestotrotz möchten wir Ihnen Philipp Blom’s bemerkenswerten Essay mit dem Titel „Wo die Drachen wohnen“ nicht vorenthalten. Er schreibt darin über die Bedeutung von Karten, die wir für unsere Orientierung benötigen, um den Überblick nicht zu verlieren. Gleichzeitig setzt er sich kritisch mit dem bestimmenden Faktor von Kartografie auseinander, nämlich immer nur Ausschnitte der Realität zu zeigen, Vereinfachungen mit zu großen Maßstäben oder Details, die vom Weg abbringen. Ganz zu schweigen von den noch unerklärten, unentdeckten und unbekannten Ecken einer Karte, symbolisch dargestellt mit den Orten „wo die Drachen wohnen“, mit Drachen als Bilder der scheinbaren Gefahr des Unbekannten und mit der magischen Anziehungskraft des zu Entdeckenden.

Dieser Essay darf als Aufforderung verstanden werden, sich selbst als Kartografin und Kartograf der Zukunft zu betätigen und gleichzeitig bestehende Landkarten, Erklär- und Denkmuster sowie Wege und Irrwege unserer Zeit zu hinterfragen.

„Wo die Drachen wohnen“ von Philipp Blom können Sie hier nachlesen. 

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Renate Welsh „Die alte Johanna“

In der Fortsetzung des berühmten Jugendbuchs Johanna ist die Titelheldin zwar gealtert, aber als Frauenfigur ganz zeitlos und hat uns auch im 21. Jahrhundert noch viel zu sagen: mit ihrer Menschlichkeit, ihrer Liebe, ihrem Verstand und ihrer unbeirrbaren inneren Sicherheit darin, was richtig und falsch ist. Mehr Infos zum Buch finden Sie hier.

Foto: ÖKF Berlin

Arno Geiger „Unter der Drachenwand“

Auf feinfühlige, detailreiche und einzigartige Weise erzählt Arno Geiger die Geschichte eines jungen schwerverwundeten und innerlich zerrissenen Wehrmachtsoldaten, der seine Zeit zur Genesung in Mondsee im Salzkammergut verbringt. In fiktiven Briefen und Tagebucheinträgen schreibt der Autor über die Absurdität des Krieges, die Hoffnung auf ein baldiges Ende und den Wunsch nach einem normalen Leben.

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Graphic Novels zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens

Pünktlich zum 250. Geburtstag einer der einflussreichsten Komponisten aller Zeiten erschienen drei Graphic Novels, die ein ganz neues Bild Ludwig van Beethovens zeigen.
In „Goldjunge. Beethovens Jugendjahre“ erzählt Mikael Ross von der Kindheit und Jugend des Meisters in dynamischen Passagen, die durch ihre fabelhaften Kolorierungen bestechen.
Moritz Stetter zeichnet in „Mythos Beethoven“ den Weg des Komponisten zum bis heute anhaltenden Weltruhm. Dabei konzentriert er sich in den eindrucksvollen Illustrationen auf die Emotionen, die Beethovens Musik auslöst.
Peer Meter und Rem Broo nähern sich in „Beethoven. Unsterbliches Genie“ auf tragisch-komische Weise Geschichten über die Zeit nach dem Tod des Komponisten, die noch heute durch Wien geistern und von denen manche sogar wahr sein sollen

Georgi Gospodinov „Physik der Schwermut“

Georgi Gospodinov stellt in „Physik der Schwermut“ (Verlagshaus Droschl, Übersetzung Alexander Sitzmann) Fragen, über die nachzudenken sich lohnt. Mal komisch, mal melancholisch, auch irrsinnig mutet sein großer Roman an, der uns oft erstaunt zurücklässt. Seine Alltagsbeobachtungen, seine Kenntnis der Altgriechischen Mythen, die philosophischen Exkurse und Experimente in der literarischen Form regen zum Weiterlesen, Weiterbilden und Weiterfragen an.

Der bulgarische Autor Georgi Gospodinov und der Übersetzer Alexander Sitzmann sind Teil des TRADUKI-Netzwerkes, das mit den Mitteln der Literatur, durch Bücher, Übersetzungen, Festivals, Workshops und Residenz-Programme für Autor*innen und Übersetzer*innen den Südosten Europas mit dem deutschsprachigen Raum und seiner Literaturwelt verbindet.

Raphaela Edelbauer „DAVE“

Raphaela Edelbauer präsentierte im Literaturhaus Berlin ihren Roman DAVE. Sie geht darin mit den Mitteln ihrer Sprache der Frage nach, wie es wäre, einen Computer mit menschlichem Bewusstsein auszustatten- aber letztlich geht es darum, herauszufinden, was Menschlichkeit ausmacht. In der Reihe Wissenschaft trifft Literatur sprach sie mit der Professorin für Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie Catrin Misselhorn über die Möglichkeiten der Fortentwicklung des Menschlichen in eine Maschine und ob Technik wirklich alle unsere Probleme lösen kann. Das Buch finden Sie hier.

Sebastian Janata „Die Ambassadorin“

Hugo Navratil kommt aus Berlin zum Begräbnis seines Onkels Beppo in sein burgenländisches Heimatdorf zurück, in eine Gegend, die „arm an geistigem Kapital, umso reicher ist an Wein und Kirschen“. Kein Idyll also, obwohl Spätsommer ist und die Traubenernte (Zweigelt, Grüner Veltliner) begonnen hat und bei der Buschenschank (die keine ist) „ausg’steckt“ ist. Eines der Dörfer, von denen wir nur allzu gut wissen, weshalb wir sie verlassen haben, sobald wir erwachsen waren; aus denen wir aber dem Gefühl nach herkommen, nach denen wir uns vielleicht sogar sehnen oder uns vorstellen, irgendwann wieder einmal dort zu sein. Aber das ginge nur, wenn zuvor geklärt würde, wer die beiden Damen an Onkel Beppos Grab sind, was es mit dem ältesten, schönsten Haus im Ort auf sich hat und vor allem mit einem antiken Gewehr Onkel Beppos, nach dem alle suchen (Tipp: Cherchez la femme!).

Es ist eine verblüffende Geschichte, die Sebastian Janata, der als Musiker und Autor in Berlin und Wien lebt, da in seinem zweiten Buch erzählt. Und er findet dafür eine höchst treffende Form und Sprache: mit Rückblenden, die die Spannung aufbauen, mit großartigem Witz in skurrilen Situationen, die auch ein grelles Schlaglicht auf die österreichische Geschichte und Gegenwart werfen und mit bilderreichen Beschreibungen von Land und Menschen, gnadenlos-direkt, aber auch poetisch-liebevoll.

Foto: ÖKF

Stefan Slupetzky „Im Netz des Lemming“

Nachdem sich im Beisein des Ex-Kriminalbeamten ein elfjähriger Junge nach einem letzten Blick auf seinen Social Media-Account aus Verzweiflung von einer Brücke stürzt, beginnt für Leopold „Lemming“ Wallisch ein Kampf, für den er nicht gerüstet ist. Er muss sich gegen einen „Scheißsturm“ wehren, der seine Familie und ihn auch abseits des Netz bedroht, gegen die Boulevardpresse, deren Urteile sich wie die Fahnen im Wind drehen und gegen korrupte Politiker. Ganz nebenbei soll er auch noch ein Verbrechen aufklären.

Stefan Slupetzky schaut in der Fortsetzung seiner Lemming-Reihe, deren erster Teil mit Fritz Karl und Roland Düringer in den Hauptrollen auch verfilmt wurde, wieder ganz genau hin – und deckt die Missstände unserer Zeit mit bissigem Humor, verpackt in einem packenden Krimi auf.

Foto: ÖKF

Barbara Rieger „Reigen Reloaded“

„Geschrieben hab ich den ganzen Winter über nichts als eine Scenenreihe, die vollkommen undruckbar ist, literarisch auch nicht viel heißt, aber, nach ein paar hundert Jahren ausgegraben, einen Theil unserer Cultur eigentümlich beleuchten würde.“
Ob Arthur Schnitzler wohl gedacht hätte, dass sein bekanntestes und skandalträchtigste Stück „Reigen“ im 21. Jh. neu adaptiert werden würde? Nachdem er selbst ob der Furore, die seine zehn erotischen Dialoge 1896 bei der Uraufführung in Berlin auslösten, weitere Aufführungen verbat?

Barbara Rieger wagt den Versuch, noch dazu in Prosa: In „Reigen Reloaded“ reichen sich zehn österreichische Schriftsteller*innen die Hand, ganz der Struktur des Tanzes folgend. Sie selbst, Gertraud Klemm, Gustav Ernst, Daniel Wisser, Bettina Balàka, Michael Stavarič , Angela Lehner, Martin Peichl ,Thomas Stangl und Petra Ganglbauer spinnen im Stille-Post-Verfahren Episode für Episode weiter und man kommt nicht umhin, sich zu fragen – was hat sich denn in diesen 100 Jahren verändert? Handys erleichtern die „Pantscherl“ (Affäre), Kameras decken sie auf, aber damals wie heute gilt: Liebe, Sex und Macht haben immer Saison.

Foto: ÖKF Berlin

Valerie Fritsch „Herzklappen von Johnson & Johnson“

Alma und Friedrich bekommen ein Kind, das keinen Schmerz empfinden kann. In ständiger Sorge um ihren Jungen, ist es vor allem Alma, die ihn unaufhörlich auf körperliche Unversehrtheit kontrolliert. Jeden Abend tastet sie das Kind ab, um keine Blessur zu übersehen. Und nichts fürchtet die junge Mutter mehr als die unsichtbare Verletzung eines Organs, die ohne ein Zeichen bleibt. Halt findet Alma bei ihrer Großmutter, die jetzt, hochbetagt und bettlägerig und nach lebenslangem Schweigen, zu erzählen beginnt: vom Aufwachsen im Krieg, von Flucht, Hunger und der Kriegsgefangenschaft des Großvaters. Mit dem Kind auf dem Schoß, das keinen Schmerz kennt, sitzt Alma am Bett der Schwerkranken, die sich nichts mehr wünscht, als ihren Schmerz zu überwinden. Und in den Geschichten der Großmutter findet sie eine Erklärung für jene scheinbar grundlosen Gefühle der Schuld, der Ohnmacht und der Verlorenheit, die sie ihr Leben lang begleiten.

Foto: Martin Schwarz/ Suhrkamp Verlag

Oliver Rathkolb „Schirach. Eine Generation zwischen Goethe und Hitler“

Oliver Rathkolb bereitet die Biografie Baldur von Schirachs, 1930 zum Reichsjugendführer ernannt, auf. Der Professor für Zeitgeschichte leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Aufarbeitung der Zeit des Austrofaschismus, indem er beispielsweise die Rolle Baldur von Schirachs in der österreichischen Kulturpolitik untersucht. Der Günstling Hitlers habe zum Opfermythos des Landes beigetragen, indem er die „Wiederbelebung der klassischen österreichischen Kulturtraditionen“ zur Propagierung der NS-Herrschaft benutzte. So hätte sich ein Überlegenheitsgefühl der Wiener*innen etabliert, die sich aufgrund ihres Erbes aus der k.u.k-Zeit als erhabene „Kulturdeutsche“ empfanden. Im kollektiven Empfinden grenzte man sich damit von den deutschen Tätern ab und verzögerte dadurch die Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle im Zweiten Weltkrieg und Holocaust.

Foto: ÖKF

Stefanie Sargnagel „Dicht. Aufzeichnungen einer Tagediebin“

Dieser Buchtipp ist eine Ode an Wien. An das Wien der Augustinverkäufer*innen, der Kellerlokale, der Kieberer, des Gürtels und des Georg Kreislers.

„Dicht. Aufzeichnungen einer Tagediebin“ ist der viel beachtete Debütroman der österreichischen Autorin Stefanie Sargnagel. Darin streift die jugendliche Protagonistin Steffi durch die Straßen, Bahnhöfe, Parks und verrauchten Beisln Wiens, auf der Suche nach dem echten Leben. Nicht jenem, das ihr das überholte Schulsystem oder die Gesellschaft als erstrebenswert aufdrängen wollen. Mit der typisch wienerischen Nonchalance und der Gabe, alltägliche, oft unbeachtete Gegebenheiten in prägnante Erzählungen zu verpacken, begeistert Sargnagel in diesem Buch über erste Male, Freundschaft und vermeintlich gescheiterte Existenzen, die eigentlich liebenswerte Sonderlinge und „Originale“ sind.

Foto: ÖKF

Eva Rossmann „Vom Schönen Schein. Mörderische Geschichten“

Die Idylle trügt! Die österreichische Autorin Eva Rossmann ist bekannt für ihre gesellschaftskritischen Kriminalromane. In ihrem neuen Erzählband „Vom schönen Schein. Mörderische Geschichten“ blickt sie nun voll Ironie und Suspense hinter Hochglanzfassaden und Urlaubsidyllen auf Sardinien, in der Karibik, in Wien und im Weinviertel. Rätselhafte Morde lassen den oberflächlichen Glanz bröckeln, ein konsumkritischer Philosoph wird von radikalen Klimaaktivisten bedroht und verschwindet, auf der Traumhochzeit zweier Spitzensportler stirbt überraschend der Bräutigam, eine engagierte Bürgerwehr auf Sardinien hat nicht nur Gutes im Sinn.
Eva Rossmann (*1962 in Graz) lebt im Weinviertel/Österreich. Sie ist Verfassungsjuristin, politische Journalistin, Köchin, Drehbuchautorin, TV- und Radio-Moderatorin des ORF und seit 1994 freie Autorin und Publizistin. Für ihr feministisches Engagement wurde sie im Jahr 2000 vom PR-Verband Österreichs zur »Kommunikatorin des Jahres« gewählt. Eva Rossmann veröffentlichte zahlreiche Sachbücher und Kriminalromane zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen.

Erschienen im Folio Verlag.

Sandra Gugić „Zorn und Stille“

Sandra Gugić gelingt mit ihrem zweiten Roman ein kluges intimes Familienporträt, in dem die große Frage „Was ist Heimat?“ drei Generationen beschäftigt.
Die Protagonistin Biljana Banadinović flüchtet mit 17 Jahren aus dem Elternhaus, das nur darauf bedacht scheint, als Migranten in Wien ja nicht aufzufallen. In Berlin und Budapest fühlt sie sich frei von allen Konventionen und entfaltet sich künstlerisch unter dem Namen Billy Ban. Doch ihrer serbischen Herkunft und dem plötzlichen Verschwinden des Bruders kann sie sich nach dem Tod des Vaters und dessen letzten Wunsch endgültig nicht mehr entziehen.

HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH