Jakob Kraner „Kosmologie“

Trunkenheit, Trauma, Liebe und Tod: Alles Wesentliche der Welt leitet sich aus den Grundbegriffen Fläche und Rohr her, wie Jakob Kraner in seiner kühn-formalen Evolutionsgeschichte geometrischer Formen Kosmologie sukzessive nachweist. Da folgt der Schrei dem Atem und die Überzeugungen mit unbeirrbarer Notwendigkeit der Idee. Und während sich die Systematik in 34 Kapiteln mit 55 begleitenden Illustrationen immer weiter entfaltet, stolpert am Seitenrand ein Mensch durch die Stadt, schlägt sich mit der Wirklichkeit herum und sucht Spalten in der Welt und Halt. Ein Text voller Fährten und Verweise, ein experimenteller Roman über das Ringen um Wahrhaftigkeit und um den nackten Ausdruck, über »diese so unglaubliche Frechheit, Sterben zu müssen«. Kosmologie legt die Strukturen der Wirklichkeit offen und erweist sich so als eine »lacanianische Fabel mit angenehm trockenem Humor« (Ann Cotten), ja, als ein wahnwitziger Fluchtversuch aus den Begrenzungen des Individuums.