Sebastian Janata „Die Ambassadorin“

Hugo Navratil kommt aus Berlin zum Begräbnis seines Onkels Beppo in sein burgenländisches Heimatdorf zurück, in eine Gegend, die „arm an geistigem Kapital, umso reicher ist an Wein und Kirschen“. Kein Idyll also, obwohl Spätsommer ist und die Traubenernte (Zweigelt, Grüner Veltliner) begonnen hat und bei der Buschenschank (die keine ist) „ausg’steckt“ ist. Eines der Dörfer, von denen wir nur allzu gut wissen, weshalb wir sie verlassen haben, sobald wir erwachsen waren; aus denen wir aber dem Gefühl nach herkommen, nach denen wir uns vielleicht sogar sehnen oder uns vorstellen, irgendwann wieder einmal dort zu sein. Aber das ginge nur, wenn zuvor geklärt würde, wer die beiden Damen an Onkel Beppos Grab sind, was es mit dem ältesten, schönsten Haus im Ort auf sich hat und vor allem mit einem antiken Gewehr Onkel Beppos, nach dem alle suchen (Tipp: Cherchez la femme!).

Es ist eine verblüffende Geschichte, die Sebastian Janata, der als Musiker und Autor in Berlin und Wien lebt, da in seinem zweiten Buch erzählt. Und er findet dafür eine höchst treffende Form und Sprache: mit Rückblenden, die die Spannung aufbauen, mit großartigem Witz in skurrilen Situationen, die auch ein grelles Schlaglicht auf die österreichische Geschichte und Gegenwart werfen und mit bilderreichen Beschreibungen von Land und Menschen, gnadenlos-direkt, aber auch poetisch-liebevoll.

Foto: ÖKF