„Erinnerung verbindet uns, Erinnerung trennt uns.“
Aus gegebenem Anlass empfehlen wir Ruth Klügers Autobiographie „weiter leben. Eine Jugend“ über die Deportation der elfjährigen Tochter eines Wiener Arztes nach Theresienstadt, Auschwitz und Christianstadt und die Schrecken und Brutalität des Nationalsozialismus. Die Bibliothekswissenschaftlerin und Germanistin Ruth Klüger schrieb diese Erinnerungen, die die Erlebnisse und den Überlebenswillen des jungen Mädchens in einer direkten, unsentimentalen Sprache besonders eindrücklich nahebringen, im Alter von 60 Jahren in Göttingen. Das 1992 erschienene Buch war ein großer Erfolg und gehört gemeinsam mit dem zweiten Band ihrer Lebenserinnerungen „unterwegs verloren“ zu einem der bedeutendsten und bewegendsten Bücher der „Erinnerungsliteratur“.
Ruth Klüger lehrte in Princeton und an der University of California in Irvine; Göttingen, „die Stadt, in der sie zur Schriftstellerin wurde“, wurde ihre Drittheimat – neben den USA und dem siebenten Wiener Gemeindebezirk. Die Wissenschaftlerin und Kleist-Spezialistin Ruth Klüger war auch Feministin und schrieb zwei weitere Bücher, die wir sehr empfehlen: „Frauen schreiben anders“ und „Frauen lesen anders“. Ruth Klüger starb in Kalifornien kurz vor ihrem 89. Geburtstag.