Mit Volker Breidecker, Michael Krüger und Hanns Zischler

Kaum ist ein schöneres, traurigeres und aktuelleres Europabuch denkbar als diese beiden Reisetexte des habsburgischen, ukrainischen, aus dem ostgalizischen Judentum stammenden Europäers Joseph Roth, der in die »weißen Städte« seiner Jugendträume aufbricht: Von Lyon über Vienne, Les Baux, Nîmes, Avignon und Arles, Tarascon nach Marseille reist Joseph Roth 1925, ausgestattet mit einem Reportageauftrag der »Frankfurter Zeitung«, den klingenden Namen der Sehnsuchtsorte seiner Jugend nach und erforscht den französischen Midi. Doch zuvor hatte er eine Reise in die umgekehrte Richtung unternommen: 1927 erscheint sein Großessay über das Ostjudentum »Juden auf Wanderschaft«, über galizische Städte, Bethäuser, die Ghettos von Paris, Berlin und London – geschrieben für »Westeuropäer, die auf ihre sauberen Matratzen nicht stolz sind«.

Joseph Roth war selbst »einer von da oder von dort«, geboren in Brody, in der heutigen Ukraine, in dessen Texten all die Orte und Ortsnamen auftauchen, von denen aus die mittelosteuropäischen Juden ihre Flucht- und Migrationswege betreten haben – und nun zwischen Lemberg, Brody und Odessa  – wieder betreten.

Im Gespräch mit dem Autor und Verleger Michael Krüger, führt Volker Breidecker durch die beiden Texte, die kaum aktueller sein können, und entdeckt für uns den Joseph Roth der 1920er-Jahre. Mehr Informationen zur Veranstaltung im Literaturhaus Berlin finden Sie hier.

Joseph Roth »Rot und Weiß. Wanderer zwischen Städten« Die Andere Bibliothek, 2022